Triage Katholischer Krankenhausverband bereitet Personal auf mögliche Patienten-Auswahl vor

Osnabrück · Skeptisch zeigte sich Morell mit Blick auf die Einschätzung des Robert-Koch-Instituts, dass die Kurve der Neuinfektionen bereits abflache. "Wir setzen uns mit unvorstellbaren Lazarett-Szenarien auseinander".

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Foto: dpa/Klaus-Dietmar Gabbert

Wegen der befürchteten Überlastung mit Corona-Infizierten in Krankenhäusern bereitet der Katholische Krankenhausverband sein Personal darauf vor, nicht alle Patienten behandeln zu können. "Wir versuchen in unseren Häusern, Ärzte und Pflegekräfte auf solche extremen Herausforderungen vorzubereiten, in denen sie eine Auswahl treffen müssen", sagte Ingo Morell, Vize-Vorsitzender des Katholischen Krankenhausverbandes Deutschland der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ/Dienstagsausgabe).

"Wir setzen uns intensiv mit diesen eigentlich unvorstellbaren Lazarett-Szenarien auseinander und werden versuchen, eine seelsorgerische Betreuung des Personals sicherzustellen, damit Ärzte und Pflegekräfte in diesen Extremsituationen nicht alleine sind, sondern damit das gemeinsam getragen werden kann", sagte Morell.

Skeptisch zeigte sich Morell mit Blick auf die Einschätzung des Robert-Koch-Instituts, dass die Kurve der Neuinfektionen bereits abflache. "Wir stellen uns auf den gegenteiligen Prozess ein", sagte Morell. Eine verfrühte Entwarnung könne den fatalen Effekt haben, dass jetzt nicht mehr die ganze Kraft in das Hochfahren der Kapazitäten gesteckt wird, was sich später bitter rächen würde.

Das Personal sei der "größte Engpass und wird es bleiben", sagte Morell. Wenn nicht genug Schutzkleidung nachgeliefert werde, "können wir den optimalen Schutz vor Ansteckung nicht mehr an allen unseren Standorten gewährleisten". Labore würden Test-Kits derzeit nicht ausreichend liefern können. "Womöglich müssen auch wir in vier Wochen bewusst infizierte Pflegekräfte und Ärzte weiterarbeiten lassen, weil es anders schlicht nicht mehr geht, weil zu viele Patienten behandelt werden müssen", warnte Morell. Länder und Bund müssten jetzt dringend zielgenau verteilen, was sie beschaffen konnten. "Ansonsten haben wir hier ein großes Problem. Auch beim Material für die Patienten-Beatmung könnte es bald kritisch werden", warnte Morell.

(AFP)
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