Pflegesituation in Viersen Pflege: Lange Wartelisten, wenig Personal

Kreis Viersen. · Eine App könnte Pflegebedürftigen helfen, einen Platz zu finden. Doch sie funktioniert im Kreis Viersen noch nicht.

 Eine Pflegekraft geht in einem Pflegeheim mit einer älteren Frau über den Korridor.

Eine Pflegekraft geht in einem Pflegeheim mit einer älteren Frau über den Korridor.

Foto: dpa/Christoph Schmidt

Es gibt Probleme im Bereich der Pflege im Kreis Viersen. Die Wartelisten sind lang, und Pflegeheime beklagen vor allem Fachkräftemangel. Der demographische Wandel sorgt für immer mehr Pflegebedürftige, sodass es nicht nur regional, sondern auch landes- und bundesweit an Dauer- und vor allem an Kurzzeitpflegeplätzen stark mangelt.

Frank Olislagers, Leiter des Sozialamts im Kreis Viersen, spricht von einer schwierigen, aber nicht dramatischen Situation innerhalb der Langzeitpflege im Kreis Viersen. Derzeit liege der zusätzliche Bedarf bei den vollstationären Pflegeeinrichtungen bei 27 Plätzen. „Wir haben den Finger immer am Puls“, sagt Olislagers. Er spricht von einer annähernden Bedarfsdeckung. Notstand ist dabei vor allem beim Fachpersonal. „Wir versuchen, Lösungen zu finden, neues Fachpersonal zu rekrutieren“, erklärt Olislagers. Dabei setze man sich zum Beispiel mit Jobcentern und Pflegefachschulen auseinander, um mehr qualifiziertes Personal zu bekommen. Als wichtige Anlaufstelle nennt er Seniorenberater, die dabei unterstützen, einen Heimplatz zu erhalten. Ein weiteres Problem sei die Finanzierung der Kurzzeitpflege. „Es rechnet sich für die Pflegeinrichtungen oft nicht“, so Olislagers. Da könne aber nicht auf Kreis-, sondern müsse auf Landesebene Abhilfe geschaffen werden.

Es sind kaum
Fachkräfte verfügbar

Andreas Pleissner, Leiter der Pflegeeinrichtung Notburgahaus, berichtet von 24 Anfragen allein am Rosenmontag für die Kurzzeitpflege. Auch durch die Schließung der Kurzzeitpflege im Marienheim in Hinsbeck komme es zu immer mehr Anfragen in den Pflegeeinrichtungen im Kreis. Pleissner sieht das Problem des Personalmangels auch darin, dass keine starke Bindung mehr zu den Einrichtungen besteht und dadurch ein schneller Wechsel mittlerweile normal sei. Zusätzlich müssen mindestens 50 Prozent des Personals Fachkräfte sein. „Vielleicht wäre eine Lösung, die Fachkräftequote runterzusetzen“, so Pleissner.

Auch Annette Wienen-Beigel vom Marienheim beschreibt, dass einige Kurzzeitpflegebedürftige abgewiesen werden mussten, da das Personal an anderer Stelle benötigt wurde. Zum Thema Fachkräftemangel berichtet Wienen-Beigel, die auch Fachseminarleiterin an der Pflegeschule Verein für soziale Angelegenheiten ist, von 25 Teilnehmern, die an dem Kursus zur Ausbildung als Pflegefachkraft teilnehmen wollen. Es gebe allerdings kein Krankenhaus als Kooperationspartner. „Es könnte mehr ausgebildet werden, aber wir wissen nicht, ob der Kursus stattfinden kann“, so Wienen-Beigel.

Als neue digitale Methode bringt Olislagers die Heimfinder-App ins Gespräch. Mit diesem digitalen Helfer soll es möglich sein, Pflegeheime nach freien Plätzen zu durchsuchen. Diese müsse allerdings noch modifiziert und angepasst werden, damit sie auch für den Kreis Viersen funktioniere.

Hanns-Peter Klasen, Chefarzt für Geriatrie am St.-Irmgardis-Krankenhaus in Süchteln, erzählt von 78 Anfragen auf zwei Plätze in der App. Klasen sieht große Schwierigkeiten in der aktuellen Situation: „Es gibt allein in NRW einen Mangel von 7500 Plätzen in der Kurzzeitpflege.“ Er bemängelt vor allem die Situation für Patienten, die eine Nachversorgung benötigen. Die Krankenhäuser dürfen diese Patienten nicht mehr finanzieren, wodurch sie teilweise zu Selbstzahlern werden müssten. Das wiederum sei nicht für jeden Patienten machbar. „Ich sehe eine Drehung des Marktes“, so Klasen, „die Patienten werden ausgesucht und nicht umgekehrt.“ Der Chefarzt nimmt wahr, dass die soziale Verantwortung auf die Krankenhäuser abgeschoben wird.

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