Epidemie Krefeld bereitet sich auf das Corona-Virus vor

Die Kliniken haben Abläufe für Verdachtsfälle entwickelt und die Anzahl der Isolierbetten erhöht.

 Am St. Josefshospital in Uerdingen ist nur noch der Haupteingang offen. Schilder weisen darauf hin, wie Patienten sich verhalten sollten.

Am St. Josefshospital in Uerdingen ist nur noch der Haupteingang offen. Schilder weisen darauf hin, wie Patienten sich verhalten sollten.

Foto: Mark Mocnik

Während in Gangelt im Kreis Heinsberg das öffentliche Leben nahezu zum Erliegen gekommen ist, ist in Krefeld bislang noch wenig von der Ausbreitung des Corona-Virus zu spüren. Einzig in den Discountern und Drogerie-Märkten waren vereinzelt Hamsterkäufe zu beobachten und Regale mit Desinfektionsmitteln waren leergeräumt.

In den Krefelder Kliniken war die Erkrankung allerdings Thema Nummer eins: Am Donnerstagmorgen gab es im St. Josefshospital einen Patienten mit Corona-Verdacht – am Abend dann die Entwarnung. „Wir sind grundsätzlich gut vorbereitet“, sagt Patrick Pöhler, Sprecher der Klinik in Uerdingen. Dort sei nur noch der Haupteingang geöffnet, an den verschlossenen Nebeneingängen seien entsprechende Hinweise angebracht. Im Krankenhaus gebe es eine Wegführung, allerdings sollten Patienten mit Verdacht auf Corona nicht gleich ins Gebäude laufen. „Wir haben draußen eine Klingel angebracht“, so Pöhler. Die Patienten würden am Eingang abgeholt und im Krankenhaus isoliert. „Die erste Anlaufstelle für Patienten mit Corona-Verdacht sollte allerdings immer der Hausarzt sein“, so Pöhler. Am besten telefonisch. Dieser entscheide dann, ob der Patient in eine Klinik gebracht werden muss.

Auch in den Helios-Kliniken spürt man bereits die Verunsicherung in der Bevölkerung: „Die Anfragen zu möglichen Symptomen und zum richtigen Vorgehen haben in den vergangenen Tagen deutlich zugenommen“, teilte Helios-Sprecherin Marina Dorsch mit. Auch dort sei man vorbereitet.  „Aufgrund der neuen Erkenntnisse in Deutschland und aktuell auch in NRW, haben wir unseren Pandemiestab aktiviert und werden die Entwicklungen jeden Tag neu bewerten“, so Dorsch. Das medizinische und pflegerische Personal sei nach einem Hygieneplan auf Grundlage der Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts eingewiesen. „Von unseren Krankenhaushygienikern wurde außerdem in den letzten Wochen für die Versorgung von Verdachtsfällen einer Infektion mit dem Corona-Virus (SARS-CoV-2) ein Schema für interne Abläufe in unseren Kliniken entwickelt.“ Bei Verdachtsfällen würden in enger Zusammenarbeit mit den Gesundheitsbehörden alle erforderlichen Vorkehrungen getroffen, um den Befund zu sichern und die betreffenden Patienten zu isolieren.

Bislang keine Auswirkungen
auf größere Veranstaltungen

Die Stadt Krefeld äußerte sich erst am Donnerstagabend erstmals zum Näherrücken des neuartigen Virus: „In Krefeld gibt es bislang keine nachgewiesenen Infektionsfälle mit dem Corona-Virus. Von daher sieht die Stadt zurzeit keine Veranlassung, in den kommenden Tagen größere Veranstaltungen abzusagen“, ließ Stadtsprecherin Irene Ehlers auf Nachfrage wissen. Auch gebe es bislang keinen Anlass, Schulen oder Kitas zu schließen.

Aber: „Die Situation wird von allen zuständigen Stellen ernst genommen und weiter beobachtet“, so eine Mitteilung der Stadt am Abend. „Mögliche  Corona-Verdachtsfälle werden gemäß des Fluss-Schemas des RKI (Robert-Koch-Institut) behandelt.“ Möglichen Verdachtsfälle würden zunächst in den Hausarztpraxen zu Reisen befragt. Anschließend würden die Patienten untersucht und gegebenenfalls Abstriche durchgeführt. „Bei begründeten und/oder nachgewiesenen Verdachtsfällen wird das Gesundheitsamt durch den behandelnden Arzt und/oder das Labor informiert“, heißt es aus dem Rathaus.

Ein Koordinierungstreffen zwischen Gesundheitsamt und den Verantwortlichen in den umliegenden Kliniken sowie niedergelassenen Ärzten und Praxen sei für kommenden Montag, 2. März, geplant. Die Krankenhäuser hätten die Anzahl der vorgehaltenen Isolierbetten und Beatmungsplätze unter Isolierbedingungen dem Gesundheitsamt bekannt gegeben. „Patienten, die schwer krank sind, werden in die Krankenhäuser eingewiesen. Die Bettensituation auf den einzelnen Normalstationen wird entsprechend dem Bedarf angepasst werden.“ Anfang der Woche sei zum besseren Austausch bereits telefonischer Kontakt zu den Gesundheitsämtern in Mönchengladbach, Neuss, Kleve, Wesel und Düsseldorf aufgenommen worden.

Ob die Stadt mit den bislang ergriffenen Maßnahmen einem Pandemieplan folgt, ist nicht bekannt. Die FDP-Fraktion hatte am Dienstag gefragt: „Gibt es einen praxistauglichen Pandemieplan für Krefeld für den Fall der weiteren Ausbreitung des Corona-Virus?“ – und erinnerte damit an einen Antrag, den sie am 7. November im Sozial- und Gesundheitsausschuss eingebracht hatte. Darin hatte die FDP um einen Bericht zum Pandemieplan Krefeld gebeten. Bei einer Pandemie handelt es sich um eine länder- und kontinentübergreifende Erkrankungswelle. Der Pandemieplan der Stadt sei in der Praxis noch nicht getestet worden. Deshalb solle jetzt – so die FDP – im Zusammenspiel mit allen Beteiligten wie Feuerwehr, kassenärztlichen Vereinigungen, Ärztekammern und dem Fachbereich Gesundheit eingeschätzt werden, ob die Planung im Falle des Corona-Virus „praxistauglich“ sei.

Die nächste Sitzung des Ausschusses findet am 3. März statt. Bislang ist der Pandemieplan seit November noch kein Ausschuss-Thema gewesen und bisher steht er nicht auf der Agenda.

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