Corona Hoffnung auf einzelne Buden

Wuppertal · Die Weihnachtsmärkte fallen aus, doch einzelne Hütten könnte es trotzdem in den Innenstädten geben. Für die Schausteller würde das zum Ende des Jahres noch einmal Einnahmen bedeuten.

 Möglicherweise wird es wenige Buden in den Innenstädten von Barmen und Elberfeld geben.

Möglicherweise wird es wenige Buden in den Innenstädten von Barmen und Elberfeld geben.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Weihnachten wird in diesem Jahr anders als sonst. Das war bereits vor der Verlängerung des Teil Lockdowns abzusehen: aufgrund des Veranstaltungsverbots gibt es in Elberfeld und Barmen keinen Weihnachtsmarkt. Kollegen treffen sich nicht nach der Arbeit auf einen Glühwein und am Wochenende bleiben Familien, deren Kinder sonst mit leuchtenden Augen die eine Runde auf dem Karussell drehen, Zuhause. Damit fehlt nicht nur den Besuchern der Weihnachtsmärkte ein Stück Tradition. Die Schausteller trifft das Verbot existenziell. „Wir haben seit Januar keine Einnahmen mehr. Die Weihnachtsmärkte wären wichtig gewesen. Es sind die vier wichtigsten Wochen im Jahr“, sagt Michael Müller, Vorsitzender der Interessengemeinschaft der Schausteller und Marktkaufleute Wuppertal e.V.

Alternativen wie ein befahrbarer Weihnachtsmarkt seien technisch und organisatorisch nicht umsetzbar gewesen, sagt Müller. Ein Weihnachtsmarkt mit Drive-in gibt es zum Beispiel in Iserlohn und im bayerischen Landshut. Hier rieselt Kunstschnee auf weihnachtlich geschmückte Hütten, während die Besucher aus dem Autofenster heraus Würstchen und Glühwein bestellen. Für Rolf Fuhrmann, Vorsitzender des Schausteller-Vereins Wuppertal, wäre das keine Option: „Sie wollen den Backfisch doch vor Ort essen“, sagt er. „Ich kann mir auch nicht vorstellen, Glühwein in der Thermoskanne mitzunehmen.“ Michael Müller glaubt, dass der Carnaper Platz nicht der richtige Platz für ein solches Konzept gewesen wäre. „Dabei hat man einen ziemlichen Flächenbedarf, für den sich der Aufwand nicht lohnt“, sagt er.

Schausteller spüren die Auswirkungen unmittelbar

Ebenso wenig lohnt sich ein eingezäunter Weihnachtsmarkt auf dem Rathausplatz für die Schausteller. Die Auflagen für einen solchen Freizeitpark sind zu hoch. „Wir hätten 25 Quadratmeter pro Besucher vorhalten müssen, so dass nur 50 bis 60 Besucher gleichzeitig auf der Fläche hätten sein dürfen“, sagt Müller. Finanziell funktioniere das nicht für die vorhandenen Geschäfte. „Die Investitionen wären horrend gewesen. Es soll ja auch schön aussehen“, sagt Fuhrmann.

Müller spricht von einem nachvollziehbaren Verbot. „Bei den jetzigen Zahlen ist klar, dass man auf Großveranstaltungen verzichtet.“ Solche Veranstaltungen liefen auch schon ganz schnell aus dem Ruder, sagt er und erinnert an einen Auftritt von Bata Illic auf dem Barmer Weihnachtsmarkt. Er kann verstehen, dass die Weihnachtsmärkte abgesagt wurden.

Die finanziellen Auswirkungen des Verbots bekommen die Schausteller unmittelbar zu spüren. Deshalb setzt sich der Schausteller-Verein dafür ein, dass in Barmen und Elberfeld je fünf Buden sowie ein Karussell aufgestellt werden dürfen. „Das wäre gut für uns. Wir sind zehn Familien, die über den Winter kommen müssen“, sagt Fuhrmann. Ein weihnachtliches Flair könne auch den Geschäften in der Stadt helfen, findet er. Als „Kinder der Stadt“ wollten die Schausteller den Wuppertalern gerne auch zu Weihnachten etwas zurückgeben. „Viele kennen uns aus den vergangenen Jahrzehnten“, sagt Fuhrmann, dessen Großvater den Weihnachtsmarkt nach Wuppertal gebracht hat.

Ob sich jemand an den weihnachtlich geschmückten Buden aufhalten wird, ist unklar. Michael Müller von der IG der Schausteller und Marktkaufleute beobachtet, dass in den Innenstädten viel weniger los ist als normal. „Die Leute gehen nur zur Arbeit und zum Arzt und sind dann schnell wieder weg“, sagt er. „Wir hoffen, dass seitens der Bundesregierung die angekündigten Hilfen für Kleinbetriebe auch funktionieren“, erklärt Müller. Der Freizeitsektor sei hart getroffen, bekräftigt Rolf Fuhrmann. Die Rücklagen seien aufgebraucht. „Wir wollen nur überleben. Wir sind auch systemrelevant.“ Am liebsten wäre es ihm, wenn die Pandemie vorbei wäre.

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