Leasing: Banken wollen elf Millionen – die AWG lehnt ab

Die AWG kann nicht ganz raus aus den Geschäften, stört sich daran aber nicht, meint ihr Chef.

Wuppertal. "Der Ausstieg aus dem Leasing-Geschäft kostet uns nach derzeitigem Stand kein Geld, der 1999 gezahlte Barwertvorteil in Höhe von 19 Millionen Euro bleibt vollständig erhalten." Wolfgang Herkenberg, Geschäftsführer der Abfall Wirtschaftsgesellschaft (AWG) wehrt sich vehement gegen Vorwürfe, dass die Lösung der Vertrages die AWG viel Geld kosten würde. Wie berichtet, hatte Herkenberg im Remscheider Hauptausschuss erklärt, dass Teile des Leasing-Geschäfts nicht gelöst werden können.

Das ist in der Tat so, aber laut Herkenberg stört das die AWG nicht. Was auf den ersten Blick unverständlich erscheint, lässt sich nur durch die extrem komplizierte und verschleiernde Vertragsgestaltung erklären.

Nach Recherchen der WZ 1999 hat die Landesbank Baden-Württemberg dem AWG-Leasing-Trust ein Darlehen in Höhe von 42 Millionen US-Dollar gewährt. Damit kaufte der Trust von der AWG einen Teil des Müllheizkraftwerkes. Die AWG wiederum gab dieses Geld weiter an die Nord LB und die zahlte damit den Kredit bei der Landesbank Baden-Württemberg ab. Der Kreis hatte sich geschlossen.

Diese 42 Millionen Dollar waren jedoch nur ein geringer Teil des Kaufpreises. Etwa 370 Millionen US-Dollar gab die Nord LB Luxemburg dem AWG-Trust als Kredit, der kaufte damit von der AWG den Großteil des Kraftwerkes und die AWG gab das Geld weiter an die Nord LB. Der Leser hat es geahnt: Die Nord LB ist die Muttergesellschaft der Nord LB Luxemburg. Das heißt, die Mutter zahlte die Kreditraten an die Tochtergesellschaft

Doch der Krimi geht weiter: Während das 370 Millionen Dollar-Geschäft recht schnell beendet werden kann, es bleibt ja sozusagen in der Bankenfamilie, ist die 42-Millionen-Dollar-Tranche viel komplizierter. Nach neuesten Recherchen hat die Nord LB zur Refinanzierung dieses Geld langfristig angelegt und derzeit aufgrund der Bankenkrise Probleme, an frisches Geld zu kommen. Folglich wollen die Nordbänker eine Entschädigung dafür haben, dass sie den Vertrag lösen. Damit nicht genug: Auch die Landesbank Baden-Württemberg will das Geschäft nicht lösen. Es geht um Vorfälligkeitsentschädigungen und vor allem um viel Geld. Elf Millionen Euro hätte es die AWG kosten sollen, dieses Geschäft zu beenden.

Daran hat wiederum die Wuppertaler Gesellschaft kein Interesse und lässt den Kreditvertrag einfach weiterlaufen. Der AWG-Trust, derzeit gehört er noch zwei US-Banken, wird zum Eigentum der AWG, wenn das Cross-Border-Leasing-Geschäft erst beendet ist. Der Trust (also die AWG) hat dann zwar 42 Millionen Euro Schulden bei der Landesbank Baden-Württemberg, diese Schulden bezahlt aber die Nord LB. Geht die Nord LB pleite, dann muss das Land Niedersachsen einspringen, heißt es aus Insiderkreisen, denn als das Geschäft 1999 eingefädelt worden war, galt für Landesbanken noch die Gewährträgerhaftung.

Und was kostet die AWG die Auflösung des Leasing-Geschäfts? "Nichts", meint Herkenberg. Am 15. Dezember soll das Geschäft beendet sein, derzeit werden die Verträge ausgearbeitet. Genau kann aber noch niemand sagen, was die Auflösung kostet, denn das hängt vom Stand der US-Staatsanleihen ab, die in das komplizierte Vertragswerk eingearbeitet sind. Und deren Kurs schwankt täglich.

Die Wählergemeinschaft für Wuppertal (WfW) fordert von der Verwaltung nun endlich Offenheit in Bezug auf die Leasing-Geschäfte und erneuert ihren Vorwurf der "Geheimniskrämerei".

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