Was vom Honorar übrig bleibt

WZ-Kolumnist Uwe Becker über seine finanziellen Verpflichtungen.

Was vom Honorar übrig bleibt
Foto: Joachim Schmitz

Im vergangenen Jahr habe ich für einen Bielefelder Verlag ein knappes Dutzend lustiger Postkarten entworfen, die in Buchhandlungen, Papierfachgeschäften oder Billig-Läden angeboten werden. Meine Spaßkarten werden mehr mäßig als regelmäßig verkauft, aber die Summe der vierteljährlichen Lizenzabrechnung reicht immerhin aus, um die Kosten für mein Mobiltelefon abzudecken. Zu meinem großen Glück habe ich noch zusätzliche Einnahmequellen, die es mir ermöglichen, nicht nur ein Smartphone zu unterhalten.

Begrabt mein Herz

in Wuppertal

Das Geld, das aus meiner Tätigkeit als Koch auf mein Konto fließt, leite ich teilweise auf das meines Vermieters weiter, der mir hierfür freundlicherweise seine Bankdaten zur Verfügung gestellt hat. Einen direkten Zugriff auf mein Konto gewähre ich nur engen und vertrauenswürdigen Unternehmen, wie den Wuppertaler Stadtwerken, der Deutschen Telekom AG und dem Bergischen Mieterring, die sich monatlich oder halbjährlich von meinem Konto für unterschiedliche Servicedienste bedienen dürfen.

Die Einnahmen aus meiner Honorartätigkeit für ein Frankfurter Satire-Magazin landen monatlich auf Heller und Pfennig für kühles Flaschenbier und heiße Bockwurst bei meinem Lieblingsdeutschen um die Ecke. Mein elterliches Erbe, das ich vor Jahren in Risiko-Fonds bei deutschen Bad Banks angelegt hatte, ist so verloren, wie die Hoffnung des Hamburger SV auf einen Nicht-Abstieg aus der Fußball-Bundesliga. Auf Anraten meines Steuerberaters gehen zudem die Aufwandsentschädigungen aus meiner Funktion als Herausgeber des Magazins ITALIEN direkt und zu 100 Prozent an das Finanzamt Barmen.

Würde mir mein Sohn, der gerade eine Ausbildung zum Schornsteinfeger und Energieberater absolviert, nicht ab und zu den einen oder anderen Euro zustecken, dann wäre Schmalhans das ganze Jahr bei mir Küchenmeister. Mit Ausstellungen meiner Foto-Cartoons oder mit Lesungen, wie kürzlich in der Bergischen Volkshochschule, gelingt es mir zuweilen, meine finanzielle Situation etwas zu verbessern. Leider wurde eine geplante Ausstellung meiner Cartoons im Vorzimmer und Büro von Oberbürgermeister Andreas Mucke kürzlich abgesagt, obwohl er es vorher noch für eine „gute Idee“ hielt. Ich hätte hierfür noch nicht einmal ein Honorar bekommen. Mir ging es dabei auch nicht ums Geld, sondern es wäre mir eine Ehre und Freude gewesen, meine Kunst im Rathaus auszustellen, um sie auch einer breiten Öffentlichkeit kostenfrei zugänglich zu machen.

Die Gewissheit, dass man meine Arbeiten auch umsonst nicht wollte, das hat mich schon ein wenig traurig gemacht. Nun gut. Gott sei Dank lebe ich ja bescheiden und fernab vom Konsum. Mein Lieblingsstier ist nicht ohne Grund das Sparschwein.

Wenn ich die wöchentliche Kolumne in der Westdeutschen Zeitung nicht schreiben dürfte, und am Wochenende bei meinen Wanderungen durch das Bergische Land keine Pfandflaschen sammeln würde, dann hätte ich schon vor geraumer Zeit Harald Thomé von Tacheles e.V. und den Jobcenter-Chef Thomas Lenz zu einem gemeinsamen Informationsgespräch in mein Büro bitten müssen.

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