Wabern und Blubbern: Das Tal am Musik-Puls der Zukunft

Wie hört sich der Sound der Zukunft an? Der Wuppertaler Maik Ollhoff weiß es: anders und auf jeden Fall elektronisch.

Wuppertal. Elektronische Musik aus Wuppertal? Da fehlen selbst dem Insider die Assoziationen. Kein Wunder, denn der Musikstil, den der 28 Jahre alte Kulturmanager Maik Ollhoff als Formation MA1.1 in dieser Samstagnacht ins Foyer des Schauspielhauses holt, ist in Deutschland überhaupt nur Mitgliedern einer Underground-Szene bekannt.

Von Trends unbehelligt folgen die Künstlern ihrer Vorstellung von der "future of music" - und eins steht fest: die "Zukunft der Musik" hört sich elektronisch an. Das ist eine Mischung aus Hip Hop, Glish, Dump-Step, experimenteller und elektronischer Musik - einen Namen hat der Stil (noch) nicht. Für Ollhoff, der erst als treuer Anhänger mit den Ohren hängen blieb und mittlerweile selbst als "Unsound Maik" als DJ populär geworden ist, entspricht diese Musikrichtung dem "Jazz von heute".

Als der junge Wuppertaler in dieser Nacht die Finger über die Turn-Tables fahren lässt, fallen ihm die braunen Haare über die Brille im angesagten Nerd-Stil. Er muss ja auch nichts sehen, sondern den Sound nur hören und fühlen. Später im WZ-Gespräch wird er das so beschreiben: "Die Musik flasht mich einfach."

Los Angeles, London, Glasgow und Amsterdam - von den Metropolen der Welt schwappt diese starke Klangwelle jetzt ans Wupperufer. Die Musikszene der bergischen Großstadt sei, so Ollhoff prädestiniert, für den "Future-Sound", denn hier sei man wie nirgendwo anders offen für musikalische Experimente. Das sieht Christian von Treskow, Schauspiel-Intendant der Wuppertaler Bühnen, wohl auch so, als er um Mitternacht vorbeischaut.

Die Session ist mehr als der Versuch von Künstlern zu zeigen, wohin die Musik in Zukunft gehen wird - ebenso ist sie ein Plädoyer für das von der Schließung bedrohte Schauspielhaus, das wie in dieser Nacht auch junger Kultur Raum zur künstlerischen Entfaltung gibt.

Und das tun die Künstler, wie etwa der Franzose Fulgeance. Er ist in Wuppertal kein Unbekannter, löste er doch schon auf dem Langen Tisch ekstatisches Zucken bei den Gästen aus. Hausnummern der Musik-Szene sind auch die Niederländer Juha und Cinnaman. Ins rechte Licht rückt Jutojo mit Projektionen nicht nur "the future of music" in Wuppertal, sondern auch die Eröffnung der europäischen Kulturhauptstadt "Ruhr 2010". Und passend dazu präsentiert Alice Dufay aus Frankreich ihre Kunstwerke.

Mal wabert, blubbert und gluckst es, dann klingt die Musik kratzig, entrückt und melodisch. Der warme Offbeatgroove von DJ Juha zieht einen gleich mit einer Art Karawanenschaukelrhythmus, und dezenten Geräusch- und Echoeffekten in den Bann - und über allem schwebt es, das breite Synthesizermotiv, das nichts mit primitivem Rumpeltechno zutun hat. Hörbei ist dabei wie der Puls der Zeit in Zukunft schlagen wird.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort