Tausende Hand in Hand für Wuppertals Theater

Bühnen aus ganz Deutschland setzen Zeichen des Protests.

Wuppertal. Großteils geduldig stehen die Menschen vor dem Schauspielhaus, der Citykirche und Kowalds Ort in der Schlange. "Persönlich wäre ich natürlich lieber drinnen - aber insgesamt finde ich es positiv, dass das Echo so groß ist", spricht Zuschauerin Sibyl Quinke vielen aus dem Herzen. Die Säle sind überfüllt, die Besucher stehen am Rand, sitzen auf dem Boden, klettern auf Gerüste, um einen Blick auf die Bühne zu erhaschen.

Zum ersten Mal hat die Intendantengruppe im Deutschen Bühnenverein zu einem Treffen der deutschen Theater eingeladen - und Vertreter von 59 Bühnen sind der Einladung gefolgt. Alle bekunden ihre Solidarität mit den Wuppertaler Bühnen und protestieren gegen die Schließung des Schauspielhauses. So können die Wuppertaler einen faszinierenden Theatertag voller spannender Eindrücke erleben.

Den Anfang macht ein Motorrad-Korso von der Kohlfurther Brücke zum Opernhaus und zurück, angeführt von Schauspieler Armin Rohde. Dahinter folgt eine Gruppe Fahrradfahrer, die meisten mit gelben T-Shirts: "Solidarität für das Wuppertaler Schauspiel" - das Motto des Tages, das die Theaterschaffenden am Samstag in die ganze Stadt tragen.

Manche Theater zeigen Ausschnitte aus ihrem Programm, andere der oft von weither Angereisten nehmen sich der Spar-Problematik an. Drei Bühnen präsentieren Karl Valentins "Theaterzwang", in dem dieser vorschlägt, das Publikum per Gesetz zum Theaterbesuch zu verpflichten. Gedichte über das Theater von Bert Brecht (Theater Mannheim), der Schlusschor aus Dario Fos "Bezahlt wird nicht"(Theater Osnabrück) oder der Anfangsmonolog aus "Die Weber" (Theater Augsburg) zeigen: Das Theater hatte zu allen Zeiten an allen Orten gegen Sparzwang zu kämpfen.

Mit Buh-Rufen hingegen wird die kurzfristig anberaumte Rede von Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff bedacht. Er plädiert für eine Neuverteilung der finanziellen Lasten zwischen Kommunen, Land und Bund und sieht die Aufgabe des Theaters vor allem als Bildungsanstalt.

Die gelben Solidaritäts-T-Shirts verteilen sich derweil mehr und mehr über Wuppertals Innenstadt, während abseits gelegene Spielstättenwie TiC-Theater oder Börse weniger gut besucht sind. Dennoch herrscht überall eine Atmosphäre intensiver Verbundenheit zwischen Schauspielern und Gästen, der Applaus ist überall herzlich und intensiv wie sonst selten. "Eine tolle Aktion, so viele Theater", findet Besucherin Helga Kamman. In ganz Deutschland haben Intendanten und Chefs ihre Mitarbeiter zur Fahrt nach Wuppertal animiert.

Höhepunkt ist am Abend die Menschenkette von der Barmer Oper bis zum Elberfelder Schauspielhaus - 5000 Menschen, darunter viel Kultur-Prominenz, stehen Hand in Hand für das Theater in Wuppertal ein. Die Stadt hat ein Zeichen gesetzt - ob es das Schauspielhaus retten kann, bleibt aber offen.

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