TV Tatort NRW: Welche Stadt hätten Sie gern?

Der WDR lässt in Münster, Dortmund und Köln ermitteln. Aber warum eigentlich nicht mehr in Düsseldorf? Oder auch in Wuppertal? Eine Spurensuche.

Düsseldorf. Ach, ein Tatort-Ermittler in Wuppertal, das wäre doch was. Wenn dauerhaft in Münster und Dortmund gedreht wird und einst auch Duisburg oder Essen Gastgeber waren, warum denn dann, bitteschön, nicht mal Wuppertal? Der Sonntags-Tatort vom WDR schon bald aus dem Bergischen, das hätte was. Zumal Wuppertal bislang im Tatort noch kein Mal eine Rolle gespielt hat. Warum denn nicht?

„Nein“, sagt Martina Eckermann vom Presseamt der Stadt Wuppertal, „das hat es bislang tatsächlich nicht. Aber in Zusammenhang mit Wuppertal als Filmstadt ist das hier immer mal wieder Thema. Eine WDR-Anfrage gab es aber noch nicht“, sagt Eckermann, der allerhand einfällt, wenn es darum ginge, sich für den Tatort in Position zu bringen. Zum Beispiel zitiert sie den Wuppertaler Regisseur Tom Tykwer, der seine Heimatstadt ob ihrer Topographie als „das San Francisco Deutschlands“ bezeichnet hat. „Schwebebahn, Stadthalle, Skulpturenpark, Zoo, Nordbahntrasse, Wupper, Gründerzeitviertel, Schwimmoper, alte Industriekulissen, Türme, Denkmäler — und wir könnten hier noch viel mehr Markantes in Szene setzen“, sagt Eckermann. „Wenn der WDR eine neue Tatort-Stadt sucht, wäre Wuppertal daran natürlich sehr interessiert.“ Immerhin lebt der österreichische Tatort-Kommissar Harald Krassnitzer alias Moritz Eisner mit seiner Familie privat in Wuppertal. Das ist ja mal ein Anfang.

Vielleicht wird die Stadt aber noch ein bisschen werben und warten müssen, um die Tatort-Filmgeschichte bereichern zu können. Denn mit seinen drei aktuell ermittelnden Teams in Münster, Dortmund und Köln ist der WDR durchaus zufrieden. Über Verträge und künftige Dreh-Vereinbarungen ist nichts zu erfahren. Aber: „Da wir in Köln, Münster und Dortmund gut und mit erfolgreichen Teams dabei sind, stellt sich im Augenblick nicht die Frage, wo ein weiterer Tatort spielen könnte“, sagt Barbara Feiereis vom WDR. Mehr als drei Teams werde es für den WDR wegen des Proporzes auch kaum geben in der Konkurrenz der ARD-Landesanstalten. Man habe auch nicht unbegrenzt Sendeplatz, sagt Feiereis. Und: „Natürlich ist das auch eine Kostenfrage.“ Allein der NDR ist mit den zwei Ermittler-Teams aus Hamburg und der Kommissarin Lindholm aus Hannover genauso aufgestellt wie der WDR.

Aktiv forcieren können potenziell interessierte Städte ihren Wunsch nach neuen Kommissaren auf dem fiktiven Polizeirevier eher nicht. Es kommt zwar immer wieder vor, dass Bürgermeister beim WDR vorstellig werden, das Set aber bestimmen allein Produktion, Redaktion und der Autor.

So ist man schlussendlich auch 2001 in Münster gelandet. „Das war bis dato unerschlossenes Gebiet“, erzählt Feiereis. Seit 2002 ermitteln auf der westfälischen Seite des WDR-Landes die Schauspieler Axel Prahl und Jan Josef Liefers, das Ganze ist längst ein Erfolgsmodell mit 13 Millionen Zuschauern pro Folge. Nicht nur im WDR, sondern deutschlandweit glänzt das Duo mit Top-Quoten.

Nicola Ebel vom Presseamt der Stadt Münster weiß das zu schätzen. „Münster wird durch die Tatorte in der Republik inzwischen komplett anders wahrgenommen. Die Stadt ist vielen Menschen sehr viel bekannter geworden. Hier finden auch Tatort-Führungen ohne Ende statt, die extrem beliebt sind“, erzählt Ebel, die seit Jahren die städtische Tochter „Filmservice Münster.Land“ leitet. Man spürt: Ein bisschen was kann man als Stadt dann eben doch tun: „Wir haben unseren Service nach den ersten „Wilsberg“-Folgen gegründet, die — in Münster gedreht — erfolgreich im ZDF liefen. Inzwischen lässt das ZDF fünf Wilsbergs und die ARD zwei Münster-Tatorte im Jahr produzieren. „Da hat sich einiges entwickelt“, sagt Ebel, weiß aber auch, dass man Glück braucht, um einen Tatort zu bekommen. Der ehemalige Geschäftsführer des 1994 gegründeten Kölner Unternehmen „Colonia Media Filmproduktions GmbH“, das 2014 von der Bavaria Fernsehproduktion GmbH übernommen wurde und alle drei NRW-Tatorte produziert, habe einst in Münster studiert. „Das hat wohl auch eine Rolle gespielt“, glaubt Ebel.

Und was ist mit Düsseldorf? Immerhin kann man sich doch als stolze Landeshauptstadt kaum zufrieden damit geben, zwischen 1992 und 1997 15 Mal Gastgeber mit Kommissar Bernd Flemming (der gerade verstorbene Martin Lüttge) gewesen zu sein? Als Lüttge seinerzeit nicht mehr wollte, wanderte sein Schauspiel- und Amtskollege Klaus J. Behrendt in der Rolle als Max Ballauf nach Köln ab und gründete mit Dietmar Bär alias Freddy Schenk ein neues Duo in der Domstadt — das seit 1997 unermüdlich viermal im Jahr ermittelt. Eine Anfrage auf Begehrlichkeiten im Düsseldorfer Rathaus fällt allerdings ernüchternd aus: „Ich fände es schön, wenn es wieder einen Düsseldorf-Tatort geben würde“, sagt uns der Düsseldorfer Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD). „Wenn es allerdings nicht dazu kommt, lebt Düsseldorf auch weiter.“ Mit so wenig Tatort-Euphorie lässt sich kaum ein Tatort gewinnen. Vielleicht reicht es auch, mal Gastgeber für die Münsteraner Ermittler zu sein, wie schon vorgekommen. Und der nächste Kommissar ermittelt in Ostwestfalen. Oder eben in Wuppertal.

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