Städtebau-Projekt In Koblenz ist die Seilbahn ein Erfolgsmodell

Wuppertal · Situation am Rhein lässt sich aber kaum mit Wuppertal vergleichen.

 Seit 2010 fährt die Seilbahn in Koblenz.

Seit 2010 fährt die Seilbahn in Koblenz.

Foto: Fischer, A.

Als die Idee einer Seilbahn für Wuppertal das erste Mal aufkam, wurde oft Koblenz als Beispiel genannt. Dort ist seit 2010 ein baugleiches Modell in Betrieb, das über fast 900 Meter über den Rhein führt und die Rheinanlagen mit dem Plateau vor der Festung Ehrenbreitstein verbindet. Als Attraktion für die Bundesgartenschau 2011 gedacht, fand sie schnell viele Fans. Und das ist auch ein großer Unterschied zu Wuppertal: Widerstand vorab habe es praktisch gar nicht gegeben, erinnert sich Ingo Schneider, Redaktionsleiter der Rheinzeitung in Koblenz, der das Projekt von Beginn an begleitete.

Im Gegenteil: Eigentlich sollte die Bahn nur während der Buga laufen und anschließend wieder abgebaut werden. Die große Mehrheit der Koblenzer wollte aber, dass sie weiter fährt.

Das Problem: Durch die Seilbahn bestand die Gefahr, dass die Region ihren Status als Unesco-Welterbe verliert. „Sogar Demonstrationen für den Erhalt gab es“, blickt Schneider zurück. Und Unterschriften wurden gesammelt, mehr als 100 000 kamen zusammen. Zum Vergleich: Koblenz hat um die 115 000 Einwohner. Ein Protest, der Wirkung zeigte: Die Unesco entschied 2013, dass die Seilbahn, die auf ihrer Homepage mit der „deutschlandweit höchsten Förderkapazität pro Stunde einer Luftseilbahn“ wirbt, eine Betriebserlaubnis bis 2026 bekommt. Doch damit nicht genug. Wie Schneider erzählt, war die Seilbahn auch im letzten OB-Wahlkampf ein Thema. Konkret ging es um den Vorschlag, das Seilbahnnetz sogar noch auszuweiten und damit zum Bestandteil des ÖPNV zu machen. Bislang ist es bei einer Idee geblieben, aber dass die Kandidaten bereitwillig darauf ansprangen, zeigt, wie gut die Seilbahn in Koblenz angenommen wird.

Vergleichbar mit Wuppertal ist die Situation aber kaum, wie auch Schneider erläutert. Die aktuelle Bahn ist vor allem eins: ein Touristenmagnet. Die Strecke führt fast ausschließlich über den Fluss, dann über eine Eisenbahnlinie und über einige wenige Häuser. Deutlich anders also als in Wuppertal, wo die Gondeln über größtenteils bewohntes Gebiet schweben würden.

Große Unterschiede gibt es auch bei den Kosten. Die Koblenzer Bahn kostete zwölf Millionen Euro, für die Wuppertaler sind 88,9 Millionen veranschlagt. Aber: Abgesehen davon, dass beide Ausgaben Dreiseilbahnen sind, sind die Rahmenbedingungen völlig andere. Die Koblenzer Bahn ist deutlich kürzer, hat weniger Stützen und weniger als die Hälfte der Kabinen. Außerdem braucht Wuppertal drei Stationen – deren Bau schon mehr kostet, als die gesamte Bahn am Rhein.

Die Befürworter der Seilbahn in Wuppertal werden aber nicht nur aufgrund der niedrigen Kosten neidisch ans Deutsche Eck schauen. Umfrageergebnisse von um die 90 Prozent für eine Seilbahn werden hier wohl kaum zu holen sein.

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