Wuppertals Freizeit-Winzer erwarten guten Jahrgang

In diesem Jahr peilen Wuppertals Hobbywinzer auf den Nordhöhen eine große Weinernte an.

Dönberg. Ein schmackhafter Weißwein aus Wuppertal? Wurde dieses Ansinnen vor fünf Jahren noch belächelt, haben sich die Hobbywinzer hoch im Norden, auf dem Dönberg, mittlerweile einen Namen gemacht — und das weit über ihren „Pfaffentropfen“ hinaus. Stattliche 125 Liter davon hat Gerhard Martin Meyer im Frühjahr in gut 130 Flaschen abgefüllt, und die Zeichen stehen nicht schlecht, dass selbst diese Bestmarke in absehbarer Zeit geknackt wird.

Und Meyer ist alles andere als alleine: Mit an Bord beim Projekt „Pfaffentropfen“ sind Franz Nagl und Gemeindepfarrer Eckehard Fröhmelt. Ihre Zielmarke in dieser Saison liegt bei mindestens 150 Litern Wein, verteilt auf drei Gärfässer. „Wenn das ein Supersommer wird, sind auch 200 Liter Wein möglich“, schätzen Meyer und Fröhmelt. „Bis dahin wird aber noch viel Zeit und viel Arbeit investiert.“

Klima im Wandel: Seine Weinstöcke an der überdachten Gartenterrasse hat Meyer vor einigen Monaten noch gegen Schnee und Eis verteidigen müssen. „Die Schneeberge hier oben waren einen Meter hoch“, berichtet der Wuppertaler mit Ehrfurcht in der Stimme. So wurde das Terrassendach kurzerhand zusätzlich abgestützt, bevor es in einer Zehn-Stunden-Schicht im Januar ans Abfüllen des „Pfaffentropfens“ ging — gemeinsam mit seinem Schwiegersohn.

Jetzt also reift der Jahrgang 2011, und Meyer hütet die Trauben wie seinen Augapfel, unterstützt von Ehefrau Gertrud. Um die Arbeit zu erleichtern, sind die Hobbywinzer jetzt auch noch im Besitz einer Spezialmühle, um die Trauben auf ihrem Weg in die Weinpresse und das Filtersystem nicht mehr in einem Kraftakt zerkleinern zu müssen — was beim ersten Jahrgang noch der Fall war..

Jedes Kilo Phoenix-Trauben ergibt ungefähr 0,7 Liter Weißwein — herzustellen in einer ganz präzisen Produktionsabfolge, und das ohne chemische Zusätze, wie die eingeschworene Winzergemeinschaft nicht ohne Stolz betont. Davon ausgenommen ist eine kleine Menge Schwefel für jedes Fass, damit der Wein bei der Süßgärung nicht „umkippt“. Natürlich habe man ganz am Anfang „eine Menge Lehrgeld“ gezahlt, erzählen die beiden. Man tausche sich jetzt aber auch mit Berufswinzern an der Mosel aus.

Einen kommerziellen Zweck verfolgen die Wuppertaler Winzer nach wie vor nicht — was aber längst nicht heißt, dass sie keine Visionen haben. Fröhmelt, der zum 1. Oktober als Pfarrer in den Ruhestand geht, macht aus seinen jedenfalls kein Geheimnis: „Mein großer Traum ist nach wie vor, einmal einen Rotwein herzustellen.“

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