25 Nordstädter bauen sich ihr Zuhause in Eigenregie

25 Nordstädter haben sich zu einer Baugruppe formiert und wollen ein besonderes Wohnhaus an der Malerstraße errichten.

Nordstadt. Noch braucht es jede Menge Phantasie, um sich das ehrgeizige Bauvorhaben an der Malerstraße vorzustellen. Auf dem 900 Quadratmeter großen Eckgrundstück in der Nordstadt sprießt bisher nur das Unkraut. Doch dies wird sich voraussichtlich im nächsten Sommer ändern. Wenn alles klappt, soll dann an dieser Stelle ein energetisches und barrierefreies Bauvorzeigeprojekt entstehen. Die Aussicht ist jedenfalls jetzt schon fantastisch.

Mit einem Hubwagen simulierte die verantwortliche Baugruppe Malerstraße für ihre Mitglieder und interessierte Bürger den Blick in die Ferne vom angedachten Balkon. Die zukünftigen Bewohner freuen sich auf den in rund zwei Jahren geplanten Einzug. „Da schaut man ja über ganz Elberfeld“, schwärmt etwa Christian Freier, der im vierten Stock heimisch werden will.

Ganz so hoch ging es an diesem Tag nicht hinaus, doch der erste Eindruck machte Lust auf mehr. Auch für Margret Hommes-Brühne ist etwa die weite Sicht über den Ölberg eine tolle Sache. „Wichtig ist uns aber auch, dass es einen Aufzug gibt, da mein Mann eine Knieprothese hat“, erklärt sie.

Die bisherigen Mitglieder der Baugruppe eint, dass sie bereits in der Nordstadt wohnen und auch zukünftig im Quartier bleiben wollen. Auch Architektin und Initiatorin Anja Schacht ist hier verwurzelt. „Ich bin immer mit dem Rad an dem schon länger frei stehenden Grundstück vorbeigefahren und dadurch ist die Idee zum Projekt entstanden“, erzählt sie. Nachdem die Verfügbarkeit geklärt war, fand Anja Schacht über Freunde, Bekannte und viel Mundpropaganda relativ schnell eine Gruppe von Interessenten.

Dabei ist der Altersdurchschnitt bunt gemischt. „Vom Kleinkind bis zum Senior ist bei uns alles vertreten und jeder willkommen“, sagt Geschäftsführer Reinhard Immergut. Von Anfang an war klar, dass sich die Beteiligten selbst in das Projekt einbringen wollen. „Baugruppen bauen ohne Bauträger in Eigenverantwortung und sparen so bis zu 20 Prozent der üblichen Kosten“, erklärt Anja Schacht. So gebe es nach ihrer Aussage keine Extraprofite und Risikozuschläge und auch Maklergebühren würden auf diese Weise gespart. „Das ist Low-Budget bei gleichzeitig hoher Qualität“, so Schacht.

Allerdings sind die Mitglieder der Baugruppe für das gesamte Großprojekt auch finanziell allein verantwortlich. Doch das schafft auch den Vorteil großer Individualität. So können für jeden Bewohner Zuschnitt, Größe, Grundriss und Extras maßgeschneidert werden. Viele Mitglieder der Baugruppe schätzen daneben die Tatsache, dass sich die späteren Nachbarn schon bei Planung und Bau kennenlernen. Zudem lassen sich in der Gemeinschaft Extras wie Sauna, Werkstatt oder auch eine Tiefgarage auf viele Schultern verteilen. „ So etwas bliebe sonst ein unbezahlbarer Wunschtraum“, sagt Anja Schacht.

“ Das Ölberg-Panorama sehen Sie bei den Leser-Reportern auf S. 32

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