Wuppertaler Kleingärten (8): Der Generationen-Garten

Der Großvater pachtete 1922 eine Parzelle am Unteren Dorrenberg. Seit mehr als 25 Jahren gärtnert bereits die Enkelin.

Katernberg. Großvater Bardolatzi hatte zwei Leidenschaften: seine 25 Aquarien und seine Parzelle am Dorrenberg. Dort hat seine Enkelin Ingrid Grupe ihre Kindheit verbracht. „Ich habe es gehasst“, erzählt die heute 70-Jährige.

Denn als Kind musste sie ihrem Vater täglich das Mittagessen bringen — bis in die Moritzstraße. Was der kleinen Ingrid gar nicht zusagte, war für den hart arbeiteten Vater gleichwohl ein Segen: Frisches und nahrhaftes Essen — kurz nach dem Zweiten Weltkrieg war dies keine Selbstverständlichkeit.

Die schlechte Versorgungslage zwang die Wuppertaler nach Kriegsende, durch Anbau von eigenem Obst und Gemüse der Lebensmittelknappheit entgegen zu wirken. Der Wohnungsnotstand führte des weiteren dazu, dass sich viele Kleingärtner dauerhaft in ihren Lauben einquartierten — so war es auch in der Familie von Ingrid Grupe. 1985 überschrieb ihr die Mutter dann den Garten, den der Großvater bereits im Jahre 1922 gepachtet hatte. „Da hatte man dann irgendwie mehr Spaß daran“, erinnert sie sich an die erste Zeit nach der Übergabe.

Auch die alten Pachtbücher sind — wie der Kleingarten — noch in Familienbesitz. Wie teuer das Grundstück Großvater Bardolatzi damals zu stehen kam, lässt sich nicht mehr ermitteln.

Wie hoch die Pacht 1922 war, steht aber schwarz auf weiß niedergeschrieben: Für schlappe 13,80 Mark im Jahr lebte es sich auf der 400 Quadratmeter großen Scholle recht günstig. 1970 waren dann bereits 68 Mark fällig, zuzüglich fünf Mark für Wasser und 50 Pfennige für Licht — Ende der 70er Jahre zahlte man dafür dann schon 19,50 Mark. Und heutzutage schlägt allein die Pacht des Gartens mit rund 300 Euro zu Buche.

Die Parzelle selbst ist relativ schlicht gehalten. Das Herzstück bilden die beiden Fischteiche. „Das ist mein großes Hobby“, sagt Ingrid Grupe. Denn nicht nur den Garten hat sie von ihrem Großvater geerbt. Auch die Leidenschaft für die Aquaristik — denn Otto Bardolatzi hatte 25 Aquarien. In den 1,20 Meter und 80 Zentimeter tiefen Teichen von Ingrid Grupe und ihrem Mann Axel (71) schwimmen Kois und Goldfische. Am Liebsten sitzen die Beiden auf einer Bank an den Teichen und beobachten ihre Fische — eine wahre Oase der Ruhe mitten in der Stadt.

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