Projekt Sonnborns neues Eingangstor: Hinter den Kulissen gibt es Ärger

Sonnborn. · Die Lebenshilfe will das städtische Gelände allein kaufen. Die am Projekt beteiligte Baugruppe fühlt sich ausgebootet.

 Das Eckgrundstück an der Sonnborner Straße soll bebaut werden. So könnte das Gebäude aussehen, das Kita und Wohnungen beherbergen soll. Diskussionen gibt es aber um ein weiteres Haus auf dem Grundstück, das eigentlich für ein Baugruppenprojekt vorgesehen war.

Das Eckgrundstück an der Sonnborner Straße soll bebaut werden. So könnte das Gebäude aussehen, das Kita und Wohnungen beherbergen soll. Diskussionen gibt es aber um ein weiteres Haus auf dem Grundstück, das eigentlich für ein Baugruppenprojekt vorgesehen war.

Foto: GNA Architekten

Aktuell präsentiert sich die Fläche an der Ecke Sonnborner Straße/Kirchhofstraße so, wie die Sonnborner sie seit Jahrzehnten kennen: als unbefestigter Parkplatz. Aus dem gut 7000 Quadratmeter großen Areal, das zu Teilen der Stadt und der Evangelischen Kirchengemeinde gehört, soll aber das neue Eingangstor Sonnborns werden. Wohnungen, Kita und ein Quartierszentrum sind geplant, dazu ein Stadtteilplatz. Doch hinter den Kulissen des Millionenprojektes gibt es Ärger: Die für eins der insgesamt vier Gebäude vorgesehene private Baugruppe fühlt sich von der Lebenshilfe, dem maßgeblichen Träger des Gesamtvorhabens, ausgebootet. Auch in der Politik ist der Streit mittlerweile angekommen.

Baugruppe kann nicht kaufen:
Es fehlt die Erschließung

Am Dienstag, 12. November, tagt der Finanzausschuss. Auf der Tagesordnung im nicht-öffentlichen Teil: Mehrere Verkäufe von städtischen Grundstücken – darunter auch eins, das für das Sonnborner Projekt entwickelt werden soll. Die Lebenshilfe will es haben und hat bereits eine Reservierung. Doch die Baugruppe, die aus mehreren privaten Mitgliedern besteht, hat nun Sorge, gar nicht mehr berücksichtigt zu werden. Dabei, sagen Dorothea Poyault und Hans-Werner Heckel von der Planungsgruppe Sonnborn, war das eigentlich anders geplant. Die Baugruppe wollte ihren Teil des Grundstücks selbst kaufen.

Das geht aber nicht, weil aktuell gar keine Erschließung vorhanden wäre. Der Hauptzugang zum neuen Quartier erfolgt nämlich von der Sonnborner Straße aus. Das geplante Gebäude der Baugruppe mit 15 bis 20 Wohneinheiten, das im hinteren Teil des Gesamtareals liegt, direkt am im Norden angrenzenden Grundstück samt Gemeindezentrum der Kirchengemeinde, hätte keine eigene „Straße“.

Die Problematik sei natürlich der Baugruppe bekannt gewesen, sagt Heckel. Man habe nach Alternativen gesucht und diese auch angeboten. Doch welche Möglichkeiten gebe es überhaupt? Zum einen die Anbindung über das nördlich gelegene Grundstück der Kirche. Diese will es verkaufen, Interessenten, die dort eine Wohnbebauung realisieren wollen, gebe es bereits, sagt Frank Römpke vom Presbyterium. Dort gibt es eine öffentliche Verkehrsfläche, die bereits in einigen Plänen als mögliche weitere Zufahrt des neuen Quartiers genannt wird. Über eine Baulast könnte sie für die Baugruppe gesichert werden. Knackpunkt der Verhandlungen sind aber die Kosten. Heckel spricht von 60 000 Euro zusätzlich. Vor allem seien die Gespräche mit der Gemeinde aber durch das Vorpreschen der Lebenshilfe gestoppt worden. Ohne Grundstück könne die Baugruppe ja gar nicht mehr verhandeln. Auch der Faktor Zeit spielt eine Rolle. Wann die Gemeinde ihr Grundstück verkaufe, stehe noch gar nicht fest, räumt Römpke ein.

Lebenshilfe spricht von Zeitdruck: Man wolle anfangen zu bauen

Die zweite Option: Eine Zufahrt über einen Grundstücksteil der Lebenshilfe, der aktuell für Stellplätze vorgesehen ist und möglicherweise eins der vier Gebäude. Eine interimsmäßige Nutzung zur Erschließung für das Baugruppengelände schließen weder diese noch die Lebenshilfe aus. Doch eine Einigung gab es bislang auch da nicht.

Heckel und Poyault glauben weiter an das „sozial-integrative“ Konzept einer Baugruppe, gerade in Sonnborn. Man habe auch Verständnis für einen Verkauf des städtischen Grundstücks, allerdings nur mit einer durchsetzbaren Auflage zum Weiterverkauf der Teilfläche an eine Baugruppe, sagt Heckel. In einem Schreiben an die Mitglieder des Finanzausschusses appellieren Heckel und seine Mitstreiter deshalb vor der heutigen Sitzung an die Politik, dass bei dem Verkauf „ein bürgerfreundliches und von der Stadtplanung begrüßtes und genehmigtes Konzept zu einer verpflichtenden Bedingung gemacht werden kann“. Denn, so Heckel, man habe von der Lebenshilfe nur mündliche Zusagen. Dabei biete ein paralleler Bau Synergieeffekte.

Stefan Pauls, Geschäftsführer der Lebenshilfe, gibt sich gegenüber der WZ zurückhaltend. An dem Gesamtprojekt halte man fest, auch das Konzept einer Baugruppe „passt gut“. Ob mit Heckel & Co. oder einer anderen, ließ er offen, betonte aber, für Gespräche bereit zu sein. Aber der Lebenshilfe laufe die Zeit davon. „Wir wollen anfangen zu bauen und keine weiteren Verzögerungen.“ Eigentlich sollte der Baubeginn schon erfolgt sein. Im Frühjahr 2022, so der aktuelle Stand, sollen das Eckgebäude, das die Kita und Wohnungen beherbergen wird, ebenso wie das Quartierszentrum fertig sein. Für das Haus der Baugruppe gebe es keinen Termindruck.

Der Verkauf war bereits im September Thema im Finanzausschuss – und wurde geschoben. Wie es diesmal ausgeht, ist offen. Man hoffe, dass sich die Beteiligten des Projektes vielleicht doch noch einigen, ist aus Gremiumskreisen zu hören.

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