„Ohne Bienen müssten wir ziemlich bald hungern“

Rolf und Barbara Budde aus Cronenberg sind Imker aus Überzeugung.

„Ohne Bienen müssten wir ziemlich bald hungern“
Foto: Andreas Fischer

Cronenberg. Die heimische Biene wird häufig mit Wespen verwechselt — tatsächlich aber muss man sie eher schützen, als sich vor ihr zu fürchten, weiß Imker Rolf Budde (75). Seit 26 Jahren kümmert sich der ehemalige Hauptschullehrer zusammen mit Gattin Barbara Budde (66) in Cronenberg um die Aufzucht und Versorgung von Bienen-Populationen. Der Honig ist dabei nur ein Nebenverdienst. Eigentlich gehe es den beiden um den natürlich-biologischen Zusammenhang, in denen die fleißigen Bienchen eingebunden sind.

Herr Budde, wie sind Sie zum Imker geworden?

Rolf Budde: So etwa mit 49 Jahren habe ich mit Blick auf meine Pension nach einem brauchbaren Hobby gesucht. Mein Großvater hatte schon mit Bienen zu tun. Und weil die Natur stark leidet und damals der Imker-Nachwuchs fehlte, habe ich von meiner Frau meine ersten Bienen zum Geburtstag geschenkt bekommen. Seitdem bin ich dabei und bilde mittlerweile sogar Neueinsteiger aus, die sich bei uns im Bienenzuchtverein Cronenberg melden.

Warum ist es wichtig, Jung-Imker zu mobilisieren?

Rolf Budde: Es ist ganz offensichtlich. Ohne Imker gibt es keine Honigbienen. Denn wir haben heute so viele Feinde, Gefahren und Umweltgifte, dass die Bienen hier allein nicht mehr überleben können. In der Vergangenheit haben Imker Bienen aus Asien importiert und sich damit einen Schädling in ihre Bienenvölker geholt, der ohne Behandlung die Populationen zerstört.

Welcher Schädling war das?

Barbara Budde: Das ist die sogenannte Varroamilbe. Unsere heimischen Bienen können damit nicht fertig werden.

Warum muss die Bienen-Aufzucht gefördert werden?

Rolf Budde: 80 Prozent der Kulturpflanzen werden durch Bienen bestäubt. Das heißt, ohne Bienen würden wir ziemlich bald eine Hungersnot erleiden. Wenn wir zum Beispiel an Erdbeeren denken: Ohne die Bestäubung würden die Früchte verkrüppeln und wären nur noch schwer genießbar. Auch Äpfel bilden ohne Bienen-Bestäubung unregelmäßige Formen oder kommen gar nicht mehr auf den Baum. Die Raps-Bauern schreien nach Bienen, damit der Raps gleichmäßig bestäubt wird, denn die Ernte wird dadurch um bis zu 30 Prozent größer. Sämtliche Beerenfrüchte brauchen ebenfalls Bienen. Barbara Budde: Diese Befruchtung der Blüten kann nicht durch Wildbienen ersetzt werden. Die gehen niemals in den Kirsch- oder Apfelbaum. Darüber hinaus sind die Wildbienen viel weniger und würden eine Bestäubung im Umfang der Honigbienen gar nicht schaffen.

Begegnen Sie Vorurteilen?

Rolf Budde: In Amerika werden Bienen fast nur wegen der Bestäubung gehalten. Zu den riesigen Pfirsich- und Mandelplantagen fahren die Imker mit tausenden Bienenvölkern hin, und sobald die Blüte vorbei ist, werden die Bienen in die Landschaft geschmissen. Diese Methode stachelt manche Leute regelrecht zum Hass gegen Imker an. Aber wir arbeiten ja gar nicht so.

Was macht einen guten Imker aus?

Rolf Budde: In erster Linie muss es den Bienen gut gehen. Vergangenes Jahr hatten wir zum Beispiel eine trachtlose Zeit: Es gab keinen Nektar, und es war viel zu kalt. Wenn die Bienen nicht genug Futter haben, hören sie auf zu brüten, werden immer kleiner, bis sie irgendwann tot sind. In solchen Situationen muss der Imker notfüttern. Außerdem muss man den Bienen helfen, sich gegen die Milbe zu wehren. Nach der zweiten Honigernte bekommen die Bienen Ameisensäuredampf. Das macht den Bienen fast nichts aus. Die Milben werden aber stark reduziert.

Wie geht es den Bienen in Wuppertal und der Region aktuell?

Rolf Budde: Denen geht es sehr gut. Dadurch, dass wir diesen milden Winter hatten und jetzt ein tolles Frühjahr genießen dürfen, sind die Bienen derzeit so stark entwickelt, dass wir schon jetzt neue Bienenvölker bilden können.

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