Bildungspolitik Wuppertaler Landtagskandidaten im WZ-Studio: Thema Schule sorgt für hitzige Diskussion (mit Video)

Wuppertal · Das Thema Schule führt schnell zu hitzigen Diskussionen. Das war auch bei der Debatte mit den Landtagskandidaten im WZ-Studio zu erleben. Zu Gast waren Marc Schulz (Grüne), Dilek Engin (SPD), Rainer Spiecker (CDU) und Marcel Hafke (FDP), die sich mehrfach über Versäumnisse und Erfolge vergangener Landesregierungen stritten.

 Im WZ-Studio: Marc Schulz (Grüne), Marce Hafke (FDP), Dilek Engin (SPD), Katharina Rüth (Moderation WZ) und Rainer Spiecker (CDU) v.l.

Im WZ-Studio: Marc Schulz (Grüne), Marce Hafke (FDP), Dilek Engin (SPD), Katharina Rüth (Moderation WZ) und Rainer Spiecker (CDU) v.l.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Der Zustand der Schulen ist ein großes Thema in Wuppertal, warten doch einige Schulen schon lange auf Sanierungen. Dazu gehört die Gesamtschule Else Lasker-Schüler, an der Dilek Engin unterrichtet. Deshalb erklärte sie: „Ich möchte, dass das Land die Kommunen finanziell so ausstattet, dass nicht dreimal überlegt werden muss, welche Schule jetzt Vorrang hat.“ Dafür will sie sich einsetzen. Marcel Hafke dagegen sieht die Aufgabe der Sanierung bei der Stadt.

Marc Schulz erinnerte an das Landesprogramm „Gute Schule 2020“ für Investitionen in Schulgebäude, das die rot-grüne NRW-Regierung (2010-2017) aufgelegt hatte: „Das war ein Booster.“ Weil jetzt Baukosten explodierten und es keine neuen Förderprogramme gebe, blieben Schulen auf der Strecke.

Rainer Spiecker widersprach dem Vorwurf, das Land investiere nicht genug: Der Etat des Schulministeriums sei seit 2017 um 2,7 Milliarden gestiegen, der Etat für den Schulbetrieb von 84 Milliarden Euro mache ein Drittel des Landeshaushalts aus. Viele dieser Mittel habe Wuppertal nicht abgerufen, kritisierte Hafke. Das liege am Personalmangel der Stadt, so Schulz. Deshalb müsse eine Lösung für die Altschulden der Städte her.

Schule in Wuppertal: „Wir müssen über eine größere Reform sprechen“

Beim Thema Personal der Schulen bestand Konsens, dass Lehrkräfte fehlen. Hafke sagte, die CDU-FDP-Regierung seit 2017 habe erstmals einen Personalbedarfsplan erstellt. Der habe gezeigt, dass es zu viele Lehrkräfte für Gymnasien, aber zu wenig für andere Schulformen gibt. Sie hätten seitdem die Kapazitäten an den Hochschulen angepasst, über 10 000 Menschen mehr ins Schulsystem gebracht. Aber das reiche nicht, es müsse weiter ausgebildet werden.

Um den Lehrerberuf attraktiver zu machen, will Schulz mehr Unterstützung der Lehrkräfte durch Verwaltungskräfte, IT-Kräfte und Schulsozialarbeiter und das gleiche Einstiegsgehalt für Lehrkräfte aller Schulstufen. Dem stimmten alle zu. „Ein Grundschullehrerin leistet nicht weniger als eine Gymnasiallehrerin“, bestätigte Engin. „Wir haben uns für A13 für alle stark gemacht“, so Hafke, schränkte aber ein, das sei nur stufenweise möglich. Auch Spiecker sagte, es werde mehr Durchlässigkeit zwischen den Schulformen geben, „das steht definitiv fest“.

In Bezug auf die Schulsozialarbeit verwies er darauf, dass die aktuelle Landesregierung bis 2024 rund 160 Millionen Euro für Schulsozialarbeit ausgebe. Engin will Schulsozialarbeiter, die „verdammt wichtige Arbeit“ leisteten, fest an Schulen etablieren – „wie Lehrer“. Hafke sagt: „Wir müssen über eine größere Reform sprechen.“ Schulen bräuchten ein eigenes Budget und die Freiheit zu entscheiden, ob sie mehr Schulsozialarbeiter oder andere Kräfte einstellen. Schulz will dabei, dass das Land über einen Sozialindex Vorgaben zur Geld-Aufteilung macht: „Wir müssen die Standorte stärken, an denen der Bedarf aufgrund sozialer Rahmenbedingungen groß ist.“ Das sei besser als „Show-Programme“, wie das für Talentschulen, das nur 60 Schulen gefördert habe. Hafke argumentierte, die erste Runde des Programms, sei eine Erprobung gewesen, nun werde es auf 1000 Schulen ausgeweitet.

Dass die Digitalisierung der Schulen noch Lücken aufweist, war ebenfalls Konsens. Hafke erklärte, FDP und CDU hätten die Digitalisierung der Schulen auf den Weg gebracht, auch wenn die Situation noch nicht zufriedenstellend sei. Engin will mehr Unterstützung vom Bund für die Digitalisierung, Schulz mehr IT-Fachkräfte an den Schulen. Hafke und Spiecker schlugen vor: Künftig sollten Geräte inklusive technischer Betreuung geleast werden. Ein Kauf der Geräte sei nicht vernünftig gewesen.

Was würden die Kandidaten nach einem Sieg ihrer Partei als erstes angehen? Die Digitalisierung der Schulen weitertreiben, durch Software-Aktualisierung und Lehrerfortbildung, sagte Hafke. Attraktivierung des Lehrerberufs durch gleiche Bezahlung und ein neues Schulinvestitionsprogramm kündigte Schulz an. Spiecker nahm die Ziele der beiden auf und nannte zudem die Durchlässigkeit des Schulsystems in Richtung Berufsausbildung. Engin will Lehrmittelfreiheit auch bei der Digitalisierung angehen sowie die gleiche Bezahlung der Lehrkräfte, auch von Angestellten und Beamten.

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