Regelkunde regt die Fantasie an

Vor der Bundesliga-Saison informierten sich die Handballer des Bergischen HC aus erster Hand über die neuen Bestimmungen.

Regelkunde regt die Fantasie an
Foto: Christian Beier

Wuppertal. Trainer Sebastian Hinze hatte einige Schlupflöcher ausgemacht, stellte eifrig Fragen. Auch der eine oder andere Spieler erkannte vermeintliche Schwächen. Doch egal wie abgedreht die ausgedachten Situationen waren, die den Löwen in den Sinn kamen, das Duo Peter Behrens und Marc Fasthoff hatte nahezu immer eine passende Antwort parat.

Das Schiedsrichter-Gespann Behrens/Fasthoff hielt die offizielle Regelschulung rund einen Monat vor dem Bundesliga-Start beim Bergischen HC. „Für uns ist nur die Änderung mit dem siebten Feldspieler wirklich von Bedeutung“, bilanzierte Keeper Björgvin Gustavsson die Regelkunde.

Das sind die fünf Änderungen, die den Profis nähergebracht wurden:

Diese Regel wurde in der vergangenen Saison bereits in der Bundesliga erprobt. „Das hat so gut geklappt, dass es jetzt weltweit umgesetzt wird“, erklärten die Schiedsrichter. Allerdings wurden aus den letzten 60 nun die letzten 30 Spielsekunden. In denen wird ein grobes Foulspiel mit roter Karte sowie Siebenmeter bestraft, egal ob eine Torchance vorlag oder nicht. Dasselbe gilt, wenn der gegnerische Anwurf durch Klammern unterbunden wird.

Eine Regeländerung, die nicht überall auf Verständnis stößt. Fortan muss ein Spieler, der auf dem Spielfeld eine Behandlung bekommen hat, für drei Angriffe seines Teams zuschauen. Diese Regelung gilt nicht, wenn der Gegenspieler bestraft wird. „Weil wir sicherlich auch mal zur falschen Zeit das Spiel unterbrochen haben“, erklärte dies das Schiedsrichter-Duo bei der Schulung. Wobei die Spieler aus der Handball-Bundesliga bisher nicht unter dem Generalverdacht der Schauspielerei standen. Besondere Bedeutung wird nun dem „Reinwinken“ des Betreuers zuteil, denn das Schiedsrichter-Zeichen dazu gilt bereits als Behandlung: „Das werden wir nun definitiv erst auf Nachfrage tun.“

Auch diese Regeländerung — dies haben Tests bei Turnieren der U-Nationalmannschaften verdeutlicht — wird eher die Schiedsrichter beanspruchen. Fortan gibt es mit angezeigtem Zeitspiel eine festgelegte Anzahl an Pässen, die noch gespielt werden dürfen: sechs. Der Ermessensspielraum fällt zwar weg, aber: „Als Schiedsrichter dürfen wir beim Zählen nicht das Spielgeschehen vernachlässigen.“ In der Regel schließen Bundesligisten ohnehin deutlich unter sechs Pässen ab, wie auch Hinze weiß: „In der Rückrunde hatten wir kein Zeitspiel, bei dem wir sechs Pässe oder mehr gespielt haben.“

„Aus dem Zwang wird ein kann“, hieß es in der Präsentation. Dies betrifft das Leibchen, das ein Feldspieler, der für einen Torhüter in den Angriff eingewechselt wird, bislang tragen musste. Diese Kleiderordnung kann nun wegfallen. Damit darf jeder beliebige Feldspieler wieder mit dem Keeper tauschen, es darf aber niemand ohne Leibchen den eigenen Torraum betreten. Bei den Olympischen Spielen gab es im Spiel Deutschland gegen Brasilien durch taktische Maßnahmen von Trainer Dagur Sigurdsson Anschauungsmaterial in Fülle, wie die neue Regel den Handballsport verändern könnte.

Sie wurde für die Besucher in der Halle eingeführt. Verhängen die Schiedsrichter einen Platzverweis, der einen Sonderbericht nach sich ziehen wird, halten sie im Anschluss an die Rote Karte eine weitere hoch — die Blaue Karte. Den BHC-Profis, die am vergangenen Wochenende in Neuss die Regeln bereits testeten, nötigte die Einheit mit dem Schiedsrichter-Gespann Respekt ab. Keeper Björgvin Gustavsson: „Das wird unheimlich schwer für die Schiedsrichter, denn die meisten Änderungen betreffen sie. Jetzt bekommen sie noch mehr Aufgaben.“ Zur Sperre von drei Angriffen für verletzte Spieler erwartet der Torhüter viele Diskussionen. Ansonsten: „Von mir aus können die Schiedsrichter jetzt auch mehr Lohn bekommen.“

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