Die Harfe ist nichts für Zartbesaitete

Juliane Bärwaldt liebt ihr Instrument – braucht dafür aber viel Muskelkraft.

Wuppertal. Engel schweben samt Harfe zum Hallelujah - im schnöden Erdendasein hingegen brauchen Harfenistinnen reichlich Muskelkraft und ein großes Auto. "Ich bin froh, dass mein Sohn Linus jetzt sicher Treppen laufen kann", sagt Juliane Bärwaldt.

Denn nur mit ihrem Mann zusammen schafft sie es, ihr Instrument aus dem dritten Stock um alle Ecken herum zum Auto zu bugsieren. Der zweijährige Linus muss selbst nebenher laufen. Seine eigene Spielharfe ist da schon deutlich handlicher.

Zu ihrem Instrument kam Bärwaldt eher zufällig. Zuerst hatte sie, wie so viele andere Kinder, mit Blockflöte und Klavier begonnen. Doch die Lehrer sagten ihr nicht zu. Die Eltern, beide ambitionierte Hobbymusiker, schlugen ein Instrument nach dem anderen vor. Geige? Am besten im Trio mit den Geschwistern? Nein, bloß nicht. Bei Harfe schließlich sagte Juliane ja. Und war recht erstaunt, als sie sich einige Zeit später tatsächlich bei einer Harfenlehrerin wieder fand.

Doch das Instrument gefiel ihr so gut, dass sie bald als Jungstudentin an der Wuppertaler Musikhochschule begann. Jede Woche pendelte sie von ihrem Wohnort Koblenz nach Wuppertal, der Heimatstadt ihrer Eltern. Später wechselte sie an die Folkwang Hochschule nach Essen, wo sie bei Monika Wischnowski 2003 ihr Diplom ablegte. "Man wird mit diesem Beruf nie reich werden, man hat komische Arbeitszeiten - aber irgendwie hänge ich daran."

Und das, obwohl das Instrument durchaus nachtragend ist. Denn wenn die Harfenistin Ferien macht und nicht übt, hat sie anschließend regelmäßig Blasen an den Fingern, weil die Saiten so stark einschneiden.

Viel Improvisation verlangt der Beruf vor allem seit der Geburt ihres Sohnes. Denn Papa Andreas Brunk ist ebenfalls Musiker, spielt als Percussionist Free Jazz. Also geht Linus zur Tagesmutter, wenn die Eltern nachmittags zu ihren Musikschulen nach Duisburg und Bottrop aufbrechen. Wenn beide Auftritte abends oder am Wochenende haben, wird es schwierig. Die Großeltern wohnen zu weit weg, um einzuspringen. Gerade vor Weihnachten oder jetzt, im Sommer, häufen sich die Termine der harfenistin.

Die 33-Jährige tritt bei Hochzeitsfeiern, in Hotels, zu Firmenjubiläen oder Trauerfeiern auf. Dabei spielt sie nicht nur typisch Klassisches. "Ich freue mich, wenn die Leute Stücke wiedererkennen und sich wundern, dass das mit der Harfe möglich ist." Filmmelodien gehören ebenso zum Repertoire der Harfenistin wie bekannte Klavierstücke oder virtuose Original-Harfenstücke.

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