Kunst Künstler Hans-Jürgen Hiby setzt Corona in Szene

Wuppertal · Der Wuppertaler hat seine Gedanken zur Pandemie in Skulpturen und Texten verarbeitet.

 Hans-Jürgen Hiby mit seinem Geburtstagsbild für Friedrich Engels, der selbst coronabedingt auch Maske trägt.

Hans-Jürgen Hiby mit seinem Geburtstagsbild für Friedrich Engels, der selbst coronabedingt auch Maske trägt.

Foto: Fischer, Andreas

Friedrich Engels trägt eine Maske, eine Träne ist in seinem Auge zu sehen. Ein Skelett reicht ihm einen Strauß – mit Corona-Blüten. „Herzlichen Glückwunsch zum 200. Geburtstag“ steht auf dem Bild. „Ich habe mich insgesamt mit Corona auseinandergesetzt“, erzählte der Künstler Hans-Jürgen Hiby. Eine Skulptur und mehrere Bilder sind entstanden, unter anderem jenes zu Friedrich Engels. „Vieles ist ins Wasser gefallen und konnte nicht stattfinden, was Engels angeht“, erklärte Hiby und bezog sich dabei unter anderem auf die Wiedereröffnung des Engels-Hauses.

Wegen der Pandemie hat er sich bewusst nicht an der Woga beteiligt – die schließlich auch nicht stattfand. „Ich werde im kommenden Jahr 80, meine Frau 82. Wir können unsere Enkel in Euskirchen nicht besuchen“, sagte er.

Durch eine Skulptur nimmt er Bezug dazu: Inspiriert wurde er durch einen Ausschnitt von Michelangelos Deckenfresko in der Sixtinischen Kapelle. Bei „Die Erschaffung Adams“ berührt sich beinahe der Zeigefinger Adams mit dem von Gott. Hibys etwa 70 Zentimeter große Skulptur aus portugiesischem Marmor zeigt ebenfalls zwei Finger. Berühren können sich diese aber nicht, da eine Sperre besteht: „Corona verhindert, dass die Finger zusammenkommen und verhindert auch die Begegnung unter uns Menschen“, erläuterte er. „Look up – Lockdown“ nannte er die Arbeit, die aus einem alten Grabstein entstand.

Er übt auch Gesellschaftskritik: „Sie richtet sich ganz klar gegen die Corona-Leugner“, sagte er. „Corona-Leugner am Ballermann“ ist der Titel eines Bildes. Die Maske tragen sie vor den Augen, sie ist bewusst in Braun gehalten, da rechtsextreme Gruppierungen die aktuelle Debatte für sich nutzen.

Die unterschiedlichen Reaktionen der Menschen zur Pandemie hält er ebenfalls fest: Während die einen plattgewalzt werden, stemmen sich andere dagegen, wiederum andere Figuren laufen in seinem Bild vor Corona weg. Die Welt in den Klauen des Virus, denn es ist nicht nur auf Europa beschränkt. „Grundsätzlich kann man sagen, es ist überall“, erklärte er.

Ein weiteres Bild zeigt ein Skelett, das auf Toilettenpapier thront – der „Herrscher auf dem Asi-Berg“. „Bei der ersten Corona-Welle wollte meine Frau Toilettenpapier kaufen – die Regale waren leergeräumt. Auch bei den Nudeln. Das hat mich dazu bewogen“, erläuterte Hiby. Es ist das erste Bild, das im Zusammenhang mit Corona entstand, die weiteren fertigte er in den vergangenen Wochen an.

Satirische Texte
komplettieren Hibys Werk

Der Künstler ist nicht nur bildnerisch, sondern auch textlich aktiv geworden. Er verfasste eine Corona-Satire, in der die Bundesregierung dazu aufruft, Taschendieben im Zuge der Pandemie eine angemessene Entschädigung zu zahlen, da die Tätigkeit durch die Abstandsregelung und eingeschränkter Versammlungen nicht ohne Weiteres ausgeübt werden kann. Die Umschulung zur Cyberkriminalität werde ebenfalls darin gefordert – ein Umgang mit Augenzwinkern.

Für seine Freunde fertigte er zudem ein alternatives Weihnachtsgedicht an, das humoristisch die Thematik aufgreift. Denn: „Humor ist, wenn man trotzdem lacht“, sagte Hiby. Das Christkind mit Maske, das möglicherweise gar das Klopapier klauen möchte, führt er darin ein. Die Maske wird auf die Schippe genommen. Ob es ein Überfall oder ein Maskenball sei, wirft Hiby als Frage scherzend ein – mit gleichzeitiger Rüge gegenüber den Maskenverweigerern, denen er mehr Verstand wünscht. Das Gedicht trägt eine optimistische Hoffnung mit sich, mit dem es abschließt. Denn: „Wenn’s schlecht geht, kann’s nur besser werden“.

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