Jazz-Workshop: Ein Labor für den guten Ton

Im Wuppertaler Jazz-Labor gaben Leonard E. Jones, Matthias Muche und Wolfgang Schmidtke Musikern Profi-Tipps.

Wuppertal. „Die verschulte Ausbildung der Instrumentalisten befindet sich auf gefährlichem Kollisionskurs mit dem, was Jazz ausmacht.“ Mit dieser Feststellung beschreibt Wolfgang Schmidtke die Motivation für einen zweitägigen Workshop, der am letzten Wochenende unter dem Titel Wuppertaler Jazz-Labor in der Börse stattfand. Gemeinsam mit dem Bassisten Leonard E. Jones und dem Posaunisten Matthias Muche hatte der bekannte Saxophonist Musiker aller Fachrichtungen und Niveaus eingeladen, sich auf die Suche nach ihrer künstlerischen Identität zu begeben.

Gute Musik, so das gemeinsame Credo der drei Dozenten, entsteht durch Hören auf sich selbst und auf seine Mitspieler und nicht durch simples Kopieren von Vorbildern. „Ich glaube, dass das früher einmal normal war, während sich vor allem junge Musiker heute schneller im Internet fertige Vorlagen suchen und nachspielen“, sagt Wolfgang Schmidtke. Die Entscheidung, ob man lieber rhythmisch vertrackt oder elegant und leicht spielen, martialisch-kräftig oder lieber weich klingen möchte, ist aus seiner Sicht immer das Ergebnis eines langen Suchprozesses.

In kleinen Gruppen halfen die Dozenten den Workshop-Teilnehmern, diesen Suchprozess je nach Ausbildungsstand in Gang zu setzen oder fortzuentwickeln. Dabei spielte das aufeinander Hören immer eine zentrale Rolle. Daneben sparten die Dozenten nicht mit Tipps für die Jazz-Spielpraxis.

„Manchmal ist ,einfach‘ besser als alles andere, verriet Leonard E. Jones einem Bassisten einen Tipp für erfolgreiches Spiel. Zum Thema Improvisation hatte Wolfgang Schmidtke einen guten Rat für seine Saxophonkollegen: „Wenn Du einen Ton spielst, musst Du Dir den nächsten überlegen und den einen Ton eventuell einfach länger spielen.“ Selbst wenn improvisatorische Musik das gelegentlich nicht leicht erkennen lasse, brauche sie eine Struktur. „Damit ein Auftritt mit allen Mitspielern funktioniert, muss es Absprachen geben, die den Rahmen festlegen.“

Auch daran arbeiteten die Musiker in ihrem Workshop, der am Sonntagabend mit einem Abschlusskonzert der Teilnehmer zu Ende ging. Merke: Was am Ende leicht klingt, fängt mit harter Arbeit an — auch im Labor.

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