Eine wilde Zeit mit Dieter Falk

Der Musikproduzent studiert mit den Sängern des Rockchors 60 plus Hits von Stones und Co. ein.

Eine wilde Zeit mit Dieter Falk
Foto: Kurt Keil

Ältere sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Nicht genug, dass gut und gerne 90 Damen und Herren zum Singen zur Freien evangelischen Gemeinde in der Bergstraße gekommen sind. Statt einfach brav zu singen, wollen heutige Senioren auch noch rocken: „We Will Rock You“ ist einer der Titel, die die Teilnehmer beim „Rockchor 60 plus“ einstudieren werden. Von Dieter Falk werden sie am Donnerstag schon einmal vorgestellt - gemeinsames Ansingen inklusive. Der prominente Hitproduzent, bekannt als Juror der Castingshow „Popstars“, fungiert bei dem bundesweiten Projekt als Einheizer.

Wuppertal war am Donnerstag die letzte von 14 Städten, in denen er zur Schnupperstunde lud, um den Fortgang dann lokalen Vertretern zu übergeben. Im Tal ist das Stimmcoach und Chorleiterin Barbara Beckmann, die auch gemeinsam mit ihm alles orchestrierte. Die Stones und die Beatles: Erfolge dieser Größen und weitere Titel der Zeit stehen bei ihr künftig auf dem Programm. Veranstalter ist „Music Academy“, ein Unternehmen, das im ganzen Land mit Schulen aktiv ist und auch schon ein Band- sowie ein Musicalprojekt im großen Stil realisiert hat.

„Dann sehen wir uns vielleicht in etwa einem Jahr wieder“, schloss Falk denn auch nach rund einer Stunde, in der es schon einmal einen Eindruck vom Geplanten gab. In einem Jahr sollen alle Teilchöre das Erlernte in einem gemeinsamen Konzert präsentieren. Wo, ist noch offen

Kein Zweifel, dass die Bergstraße am Donnerstag voll war mit Lust und Vitalität für das Fernziel. „Senioren“ mochte man sie eigentlich kaum nennen, die gut gelaunten gut 60 Damen und rund 20 Herren, letztere links platziert und ergänzt von einigen tiefen Frauenstimmen. Erfahren freilich, sonst ja gern eher höfliche Umschreibung für geschwundene Jugend: Das waren viele offenbar tatsächlich im (Chor-) Singen, und zwar unüberhörbar.

„Woher wisst ihr das?“, staunte Falk anerkennend, als schon bei „Let the Sunshine in“ einige (Zitat Falk) „Mädels“ sofort versiert einstimmten. Der Song aus „Hair“ soll auch künftig zum Warmwerden die Proben einläuten.

Und geübt ging es weiter: Bei „Hey Jude“ der Beatles klang bereits genug Routine durch, um im Refrain zu „Na-na naaa na“ nicht schlagartig laut zu werden. Dieter Falk sah das nachher ähnlich: „Bei ‘Sunshine’ merke ich schnell, wie die Leute mit der zweiten Stimme klarkommen, die nicht der bekannten Melodie entspricht.“ Das habe in Wuppertal gut geklappt - wie er den Tal-Teilnehmern auch überhaupt ein gutes Zeugnis für den Schnupperkurs ausstellt.

Passend zum Pink-Floyd-Hit: „Education“, also Erziehung brauchten Wuppertals Singfreunde beileibe nicht zum Singen. Ein paar Hinweise freilich gab Falk bei Bedarf, wie es sich ja auch gehört für Chorleiter. So einmal an die Herren: „Denkt an eine Bassgitarre! Dann wisst ihr, dass ihr ein bisschen tiefer müsst.“ Zu „With a little help from my friends“ gestand er: „Das ist eigentlich ja ein Zungenbrecher“ und bat, diesen einmal gesprochen zu üben.

Abschließend, ob nun Hits oder Mitsinger: Passt da „Oldies“ überhaupt? Nicht nur musikalisch war es ja eine wilde Zeit und bis heute nicht ganz jugendfrei. „Born to be wild“ sagt das am deutlichsten, was im künftigen Rockchor natürlich auch nicht fehlen darf. Aber auch „Satisfaction“ zu besingen, besser den unstillbaren Drang danach: Das ist weiter nicht gerade ein Fall für Betschwestern. Und vielleicht noch weniger wäre es in früheren Generationen ein übliches Bild gewesen, dass sich Wildfremde im besten Alter aus vereinter Kehle dazu bekennen.

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