Meinung Sicher ist sicher

Ein bisschen wirkt das Polizeimobil wie geflickt statt repariert, wie aus der Not geboren, wie ein Feigenblättchen, das schamhaft verdecken soll, was den neuen Döppersberg vom alten unterscheidet: ihm fehlt ein richtige Wache, eine Adresse mit Leuchtreklame, die weithin davon kündet, dass hier jemand über die Sicherheit der Passanten wacht, 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche, 52 Wochen im Jahr.

Ein Kommentar von Lothar Leuschen.

Ein Kommentar von Lothar Leuschen.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Deutschland eben. Das ist in den allermeisten Stadtzentren zwischen Flensburg und Passau so Usus. Das war es auch in Wuppertal. Doch diese Zeiten sind vorbei. Deshalb muss jetzt eine mobile Wache die Lücke füllen. Ganz wird das aller Voraussicht nach nicht gelingen. Denn ein Auto ist kein Büroraum, keine Dienststelle, die jedem Schutz schon signalisiert, wenn er die Türschwelle nur übertritt.

Umso bemühter ist die Behörde, ihre Wache auf vier Rädern zu bewerben. Das ist verständlich, zumal es in der politischen Landschaft Wuppertals mächtig rumort. Weder im Rat noch in der Stadtverwaltung ist vergessen, dass die ehemalige Polizeipräsidentin und heutige Regierungspräsidentin von Düsseldorf, Birgitta Radermacher, Wuppertal die kalte Schulter gezeigt hat, als es darum ging, neue Räume für die Polizei unmittelbar am neuen Döppersberg zu finden. Die alten im Köbo-Haus stehen künftig nicht mehr zur Verfügung. Das Haus wird renoviert und vermutlich teuer an noch nicht bekannten Einzelhandel vermietet.

Hier liegt der Hase im Pfeffer. Radermacher hat stets mit Geld argumentiert, als es darum ging, einen besseren Standort zu finden als den im City-Center an der Schloßbleiche. Der ist zwar auch nur knapp 250 Meter von der alten Wache entfernt. Aber die Strecke hat den Kritikern vor allem in Radermachers eigener Partei, der CDU, gereicht, sich gar nicht mehr abzuregen. Das ist allerdings umso verwunderlicher, als ausgerechnet dieselbe CDU mit ihrem Ja zum Neubau des Süchtigen-Treffs Café Cosa nur 50 Meter von der Geschäftsbrücke zwischen Döppersberg und Alter Freiheit entfernt maßgeblich zum dauerhaften Unsicherheitsgefühl vieler Passanten beigetragen hat. Darüber schweigt sie nun. Und auch den Regierungswechsel im Land hat sie bisher nicht genutzt, die Wache-Frage neu zu stellen. Birgitta Radermacher hatte nach eigenem Bekunden kein Geld, die Polizei unmittelbar am Döppersberg einzumieten. Und der damalige NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) machte im Laufe des teils hitzigen Streits um seine Polizei in Wuppertal keinerlei Anstalten, die Polizeipräsidentin mit CDU-Parteibuch per höherem Mietkostenzuschuss aus dem Feuer der Kritik zu nehmen.

Heute heißt der Innenminister Herbert Reul und ist ein Christdemokrat. Vielleicht wagt Wuppertals CDU ja einen Vorstoß, ein Problem zu lösen, das sie mit dem Café Cosa selbst verschärft hat.

Und wenn sie das nicht macht, was angesichts des christdemokratischen Tatendrangs in Wuppertal niemanden sonderlich wunderte? Dann hat die Polizei zunächst ihre mobile Wache und später hoffentlich eine moderne Dienststelle an der Schloßbleiche.

In der Zwischenzeit sollten sich alle, die über Sicherheit in Wuppertal streiten, vielleicht einmal die Frage stellen, ob sie es mit der Debatte nicht doch ein wenig übertreiben. Es stimmt zwar, dass Drogensüchtige und Obdachlose nicht gerade zum Wohlbefinden von Passanten beitragen.

Es stimmt aber auch, dass Wuppertal alles andere als die Bronx in New York ist. Was Kriminalität angeht, reicht es nicht einmal für Düsseldorf. Das ist nicht zuletzt den Polizistinnen und Polizisten zu verdanken. Alle, die nun nach einer Wache mitten auf dem Döppersberg rufen, sollten sich dessen erinnern und ihnen vertrauen, auch wenn sie ihre Wache künftig an der Schloß- bleiche haben.

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