Eskalation in Washington D.C. Wuppertalerin Astrid Christofori: „Die Ereignisse gehen mir sehr nahe“

Wuppertal/Washington D.C. · Die Bilder von der Erstürmung des Kapitols in Washington D.C. haben die Wuppertalerin Astrid Christofori betroffen gemacht. Vor 25 Jahren hat die Rechtsanwältin in der Hauptstadt der USA vier Monate, von Juni bis September 1996, im Zuge einer Referendarswahlstation verbracht.

 Ein Trump-Anhänger posiert im Inneren des US-Kapitols.

Ein Trump-Anhänger posiert im Inneren des US-Kapitols.

Foto: dpa/Miguel Juarez Lugo

Mit ihrem Einbruch während des wichtigen Zeremoniells haben die Trump-Anhänger den „würdevollen Ort bewusst entweiht“, bedauerte sie. „Es ging den Menschen nicht um Protest, sondern darum, zu stören und zu zerstören. Das empfand ich als sehr schmerzhaft.“ Diese Amerikaner hätten keinen Respekt für die Demokratie gezeigt: Die Mischung aus Zeitpunkt – die Bestätigung von Joe Bidens Wahl zum Präsidenten – als auch der Ort seien „schwierig“.

Amerika ist heute gespalten
wie lange nicht mehr

Als sie zu Gast in den USA war, war Washington D.C. eine von Kriminalität stark betroffene Stadt. Astrid Christofori erinnert sich noch daran, wie ihr Ausbilder ihr in der amerikanischen Kanzlei eine Raute, welche er in vier Felder unterteilte, auf ein Blatt Papier gemalt hat: Die Raute stand für Washington D.C., drei der vier Felder sollte sie nach Möglichkeit meiden. „Das war für mich ein Dämpfer. Ich habe mir das erste Mal gedacht: Was mache ich hier?“, sagte sie lachend. Täglich überlegte sie sich, ob sie die Kreditkarte mitnehmen und wie viel Bargeld sie brauchen würde, bevor sie aus dem Haus ging.

 Astrid Christofori

Astrid Christofori

Foto: Anette Hammer

Auch ihre Erwartungen, dass der Rassismus in der Hauptstadt kein Thema mehr sei, wurde zu ihrem Leidwesen enttäuscht. „Meine Vermieterin war schwarz. Als wir in einem schicken Lokal essen gegangen sind, habe ich die hassvollen Blicke der Tischnachbarn gesehen“, beschreibt sie ein Beispiel.

Heutzutage sei Amerika gespalten wie lange nicht mehr. „Der Graben, der die Menschen trennt, ist tiefer geworden“, resümierte Astrid Christofori bitter. Auch in der Pandemie habe sich gezeigt, dass die Grenze zwischen denjenigen, die mehr und weniger stark betroffen sind, an der Grenze zwischen chancenreich und chancenarm verlaufe.

Die Wuppertalerin hofft, dass es zu keinen weiteren gewalttätigen Protesten im Herzen der Hauptstadt kommt. Dazu müsste sich aber der noch amtierende US-Präsident Donald Trump zurückhalten. „Ob er das macht, weiß ich aber nicht“, sagte sie realistisch.

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