Neuerscheinung Was macht Unterricht einzigartig?

Wuppertaler Religionslehrer und ihre Schüler haben sich für einen Bildband fotografieren und interviewen lassen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.

 Schulreferentin Beate Haude hat das Buch in der Citykirche vorgestellt.

Schulreferentin Beate Haude hat das Buch in der Citykirche vorgestellt.

Foto: Fries, Stefan (fri)

„Ist „Reli“, also der konfessionell organisierte Religionsunterricht, noch zeitgemäß, angesichts zunehmender religiöser Vielfalt und abnehmender Zahlen christlicher Kirchenmitglieder?“ Diese Eingangsfrage findet sich im neu erschienenen Buch „ReliAnsichten“, herausgegeben vom Evangelischen Schulreferat Wuppertal. Initiiert wurde die Publikation von Schulreferentin Beate Haude. Mit einem eindeutigen „Ja“ beantwortete sie die Frage bei der offiziellen Vorstellung in der City Kirche.  Der Religionsunterricht werde oft unterschätzt: „In seiner enormen Vielfalt zwischen hermeneutischem Unterricht und einem Forum der Offenheit und Begegnung, zwischen tiefer Religiosität und Skepsis, zwischen der vertrauten Lernumgebung und der Nutzung außerschulischer Lernorte, zwischen Fragen und prägenden Texten stellt sich der Religionsunterricht als wichtiges Bildungserlebnis dar.“ Das Fach, in dem man sich offen zu dem bekennen darf, auf das man vertraut, ist für Haude im Schulkontext ein Juwel, auch als Antwort auf die diskutierte Alternative eines Ethikunterrichts für alle. In „ReliAnsichten“ beschreiben Lehrer und ihre Schüler paarweise die gemeinsam verbrachte Unterrichtszeit. Die 22 Teilnehmer sind überwiegend evangelisch, einige katholisch, muslimisch oder jüdisch. Treffpunkte waren Schulen, Kirchen, Synagogen oder Gemeindezentren. „Die Porträts habe ich überwiegend im schulischen Kontakt aufgenommen“, erzählt Fotograf Michael Irmscher. Den besonderen Wert des Religionsunterrichts stellte auch Gabriele Tscherpel, Kirchenrätin der Evangelischen Kirche im Rheinland, in ihrer Begrüßungsrede fest. Sie spricht von der nötigen Begegnung der Pluralität und dem Dialog untereinander als größte  Herausforderung. Für sie ist er ein Deutungsangebot für existenzielle Grundfragen und dient somit nicht nur der individuellen religiösen Bildung. Sie dankte allen Lehrern für ihr Engagement. „Der Erfolg des Unterrichts ist den persönlichen Akzenten der Lehrkräfte zu verdanken. Das zeigt das Projekt ReliAnsichten ganz deutlich.“ Für viele Schüler seien die Religionslehrer ethische Instanz und wichtige Vertrauenspersonen. So wird auch in den Statements wiederholt das gegenseitige Vertrauen betont. Stellvertretend für das Buch wurden 12 der Porträts in der Kirche gezeigt.

 Mit „ReliAnsichten“ ist ein ästhetisch sehr ansprechender Band erschienen, nicht zuletzt wegen der schönen Fotos aller Beteiligten. Eine davon ist Birgit Koch-Dannert. Sie unterrichtet evangelische Religion am Gymnasium Bayreuther Straße. Durch Zufall hat sie ihren ehemaligen Schüler Hieu Hang Chung, jetzt Unternehmensberater, wiedergetroffen. Sie spricht von einem Unterricht, der ansprechen, Kraft und Energie besitzen und auf Vernunft, Gerechtigkeit und Verständigung abzielen soll. „Erfahren, verstehen und handeln. Das macht den Kern des Religionsunterrichts aus.“ Und Chung erinnert sich an „die Atmosphäre des Religionsunterrichts, die uns erlaubte, religiöse Fragen zu besprechen, über Ethik und politisches Handeln der Kirche nachzudenken und ganz Persönliches einzubringen.“ Wie auch immer der Religionsunterricht weiterentwickelt werde: Konfessionalität solle in diesem Sinne positiv gewürdigt werden. „Das dürfte gerade auch im Dialog der Konfessionen und Religionen gelingen“, so Haude. Das Buch, von dem sie hofft, dass seine Leser sich ein „Bild von der Vielfalt des Fachs Religion machen können“, kann über das Schulreferat bezogen werden. Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung, die mit einem Gottesdienst begann, von der bunt kostümierten Percussiongruppe Apito Fiasko unter der Leitung von Susanne Strobel und KMD Jens-Peter Enk.

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