Abwasser: Bei Prüfung der Hausanschlüsse warnt Stadt vor Scharlatanen

Bis 2015 müssen sich Hausbesitzer die Dichtigkeit der Entwässerungsleitungen auf ihrem Grundstück bescheinigen lassen. Doch nicht alle Firmen, die ihre Dienste anbieten, sind dazu fachlich in der Lage.

Sprockhövel. Bis spätestens 2015 muss jeder Hausbesitzer die Abwasserleitungen auf seinem Grundstück bis zum Anschluss an den öffentlichen Kanal auf Dichtigkeit überprüfen lassen. So sagt es das Landeswassergesetz und ruft angesichts der riesigen Dimension damit eine ganze Reihe von Firmen auf den Plan, die darin ein großes Geschäft wittern.

"Wir werden in den nächsten Tagen in ihrer Nähe umfangreiche Kanalsanierungen vornehmen und können in diesem Zuge ihren Hausanschlussüberprüfen", ist etwa auf einem Flugblatt zu lesen, das in den vergangenen Tagen bei zahlreichen Sprockhövelern im Briefkasten landete.

Bei derartigen Angeboten rät das Tiefbauamt der Stadt allerdings zur Vorsicht. "Da wird oft der Eindruck erweckt, als ob Firmen im Auftrag der Stadt unterwegs sind. Das stimmt aber nicht", stellt Ulrich Höhmann klar.

Für die Überprüfung sei allein der Eigentümer zuständig. Er will nicht ausschließen, dass es sich um Fachbetriebe handele, die ihre Dienste anböten, ist aber sicher, dass auch "einige Scharlatane unterwegs sind." Höhmann: "Ein Nachweis nutzt nichts, wenn die Prüfung nicht von legitimierten Fachfirmen erbracht wird."

Derzeit würden landesweit noch Listen mit Firmen erarbeitet, die von Handwerkskammern und anderen offiziellen Institutionen ein Zertifikat für diese Aufgabe erhalten.

Als Orientierung für die Bürger hat das Tiefbauamt so lange eine vorläufige Leiste mit zugelassenen Firmen aus der näheren und weiteren Umgebung auf die städtische Homepage gestellt und gibt sie auch auf Nachfrage heraus.

Generell so Höhmann, sollten Hausbesitzer vor allem auf die Ausstattung der Firmen achten, deren Dienste sie in Anspruch nehmen. Erster Schritt einer Dichtigkeitsprüfung ist zunächst eine optische Prüfung mittels Kamera.

Dabei müsse es sich allerdings um ein neueres Modell mit Farbbild, Schwenkkopf und ausreichender Ausleuchtung handeln. Sollten sich Auffälligkeiten in den Rohrleitungen ergeben, würden sie dann im zweiten Schritt mit Luft oder Wasser abgedrückt, um Lecks erkennen zu können.

Wenn eine Firma dazu nicht in der Lage ist, dann können auch unter Umständen günstig erscheinende 75 Euro die teilweise als Pauschalpreis genannt werden, praktisch in Klo geworfen sein.

Hintergrund der im Landeswassergesetz festgehaltenen Dichtigkeitsprüfungen für die Hausentwässerung ist übrigens nicht nur die Befürchtung, dass Fäkalien im Untergrund versickern könnten.

"Weil an den Kläranlagen oft mehr Schmutzwasser ankommt, als in den Haushalten tatsächlich anfällt, liegt die Vermutung nahe, dass in viele defekte Hausanschlüsse Grundwasser eindringt, das dann mit zur Kläranlage fließt", erklärt Höhmann. Weil die Abwasseraufbereitung sehr kostspielig ist, werde das zum Problem für die Allgemeinheit.

"In Sprockhövel liegen durch die Topografie Hausanschlüsse zwar äußerst selten bis im Grundwasser, aber natürlich gilt die Verordnung auch hier", sagt der stellvertretende Tiefbauamtsleiter.

Bei der Überprüfung sei die Stadt übrigens in einer Zwitterposition. Nach dem Landeswassergesetz sind die Tiefbauämter lediglich Ansprechpartner für die Bürger.

Höhmann: "Wir werden nicht zu jedem Hausbesitzer hingehen und uns den Dichtigkeits-Nachweis zeigen lassen. Der wird nur bei begründetem Verdacht, dass Abwasser in den Untergrund versickert, verlangt."

Für sinnvoll hält Höhmann die Überprüfung insbesondere bei älteren Anlagen auf jeden Fall. "Früher wurde viel selbst herumgebastelt, da ist sicher nicht alles so, wie es sein soll."

Für eine Anzahl von Sprockhövelern ist die Dichtigkeitsprüfung übrigens bereits jetzt verpflichtend. Im Wasserschutzgebiet endete die Frist für vor 1960 gebaute Anlagen bereits am 31. Dezember 2005.

Es umfasst einen mehrere 100 Meter breiten Streifen diesseits und jenseits der A43 im Einzugsgebiet von Sprockhöveler Bach und Pleßbach. Wie viele Hausbesitzer dort tatsächlich die Dichtigkeitsprüfung machen ließen, kann Höhmann nicht sagen. "Wir müssen das ja nicht nachhalten."

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