Interview mit Roman Frieling „Bei einem Galaball verbieten sich Jeans und Shirt“

Neuss. · Interview Der Dresscode gehört zu seinem Beruf: Tanzlehrer Roman Frieling spricht über gelockerte Outfit-Vorschriften.

 Der ehemalige Let‘s-Dance-Juror Roman Frieling.

Der ehemalige Let‘s-Dance-Juror Roman Frieling.

Foto: Hammer, Linda (lh)

Momentan gibt es viel Kritik, weil ein Security-Team eine Frau nicht auf den Weihnachtsball der katholischen Landjugendbewegung Kaarst gelassen hat. Haben Sie davon gehört?

Roman Frieling: Es sollte keine Highheels-Pflicht geben. Da kommen wir in einen gesundheitlichen Bereich, den man als Außenstehender nur schwer beurteilen kann. In dem Moment hat der Security-Mensch, auf dem nun alle rumhacken, sein Gehirn nicht eingeschaltet. Auch bei größeren Bällen ist klar, dass die älteren Frauen keine hohen Absätze mehr tragen.

Sie führen eine Tanzschule und organisieren Veranstaltungen in Neuss. Wie halten Sie es mit dem Dresscode?

Frieling: Das Thema Dresscode begleitet uns berufsbedingt immer. Zu den Tanzstunden soll jeder so kommen, wie es für ihn angenehm ist. Eine Ausnahme ist der klassische Abschlussball. Da sollte der Jugendliche Anzug und Krawatte tragen. Ich hoffe auf Verständnis, wenn wir sagen, dass sich der Ball von einer normalen Aula-Veranstaltung in der Schule abheben soll und es schicker zu geht. Das heißt aber nicht, dass jemand ausgeschlossen wird, wenn er sich etwas nicht leisten kann.

Und wie sieht es bei
Ihren Veranstaltungen
für Erwachsene aus?

Frieling: Da geben wir Empfehlungen. Das fordern die Leute selbst ein, weil sie gerne eine Orientierung hätten. Ich empfehle zum Beispiel einen Smart Casual Look und Kleidung, die dem Rahmen entspricht. Dass man zu einem Galaball nicht in Jeans und Shirt ankommt, versteht sich von selbst.

Haben Sie schon einmal
jemanden abgewiesen?

Frieling: Bei uns gibt es niemandem am Eingang, der den Kleidungsstil checkt. Hin und wieder kommen Leute, die aussehen, als hätten sie gerade den Keller aufgeräumt. Aber wer bin ich, dass ich ihnen etwas dazu sage?

Was sollte ein Dresscode dürfen und was nicht?

Frieling: „Mein Philosophielehrer hat einmal gesagt, die Freiheit des einen endet da, wo die des anderen beginnt. Parfüm finde ich da tatsächlich störender als falsche Kleidung. Man kann es mögen oder nicht. Wir empfehlen unseren Tanzlehrern so nur wenig aufzutragen. Einmal hatten wir auch den Fall, dass ein Tanzschülerin gesagt hat, dass ein Junge nach Schweiß riecht. Wir haben ihn dezent darauf angesprochen. Er war dankbar als er darauf hingewiesen wurde. Körperpflege gehört für mich zum erweiterten Dresscode. Aber nochmal: Ein High Heel kann keine Vorschrift sein. Andererseits kann ich auch keine Mottoparty machen und sagen „alle kommen in weiß und dann kommt einer in Rot. Ich würde den jetzt aber nicht ablehnen.“

Wieso gibt es überhaupt
einen Dresscode?

Frieling: Entstanden ist er aus der höfischen Tradition heraus. Durch den Dresscode entsteht eine bewusste Abgrenzung. Vieles stammt auch von der Uniform und heißt „Haltung bewahren.“ Heute ist das nicht mehr notwendig, man denke an CEOs oder Mark Zuckerberg, der T-Shirts trägt.

Weichen die Vorschriften immer weiter auf?

Frieling: Auf jeden Fall. Als ich beim Deutschen Fernsehpreis war, stand hinter mir einer im Galaoutfit und Til Schweiger vor mir in Lederjacke, Boots und Jeans. Das ist natürlich auch eine Frage des Status, wenn ich es gewesen wäre und Til Schweiger vor mir im Smoking stehen würde, hätte mich vielleicht auch jemand gefragt: „Roman, was hast du denn da an.“ Aber auch bei Hochzeiten sieht man immer öfter Jeans und Turnschuhe. Und ich habe schon drei Einladungen zu Beerdigungen bekommen, in denen stand: „Der Verstorbene war eine fröhliche Person. Bitte kein Schwarz tragen.“ Da müssen wir umdenken.

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