Nach Schließungen von Douglas und Depot Schließungen treffen City ins Mark

Neuss. · Douglas und Depot werden schmerzhafte Lücken hinterlassen. Neuss Marketing kann nur wenig gegensteuern.

 Seit 1978 ist Douglas in der Neusser Innenstadt zu finden. Am Samstag ist Schluss.

Seit 1978 ist Douglas in der Neusser Innenstadt zu finden. Am Samstag ist Schluss.

Foto: Janßen/Simon Janßen

Die Verantwortlichen der Neusser Innenstadt starten mit Sorgenfalten ins neue Jahr. „Ein schlechter Tag“, fasst Christoph Napp-Saarbourg, Vorsitzender der Zukunftsinitiative Innenstadt (ZIN) seine Gemütslage zusammen, als er von den beiden Schließungen erfuhr, die auch bei regelmäßigen Besuchern der City zum Teil für Kopfschütteln sorgen: Douglas schließt bereits zum heutigen Samstag. Die Mitarbeiter der Parfümerie, die bereits seit Juli 1978 an diesem Standort zu finden ist, sollen künftig auf andere Filialen verteilt werden. Am 11. April ist zudem der letzte Verkaufstag beim Wohnaccessoire-Händler Depot. Die Filiale hätte am 15. Mai 2020 ihr Zehnjähriges an diesem Standort gefeiert. Kündigungen werden vom Unternehmen nicht ausgeschlossen. Es solle geprüft werden, „für wen eine Weiterbeschäftigung in anderen umliegenden Filialen in Frage kommt“.

Auch Jürgen Sturm, Chef von Neuss Marketing, beobachtet die Entwicklung mit Sorgen: „Jede Schließung ist schlecht und ein Verlust für die Innenstadt.“ Es sei nicht auszuschließen, dass die Räumlichkeiten zunächst leerstehen, ehe sie weiter vermietet werden. Das Problem: Die Verantwortlichen können sich zwar viel wünschen in Bezug auf mögliche Ansiedlungen, die im besten Fall die City aufwerten, doch eine wirkliche Handhabe gibt es für sie nur äußerst eingeschränkt. „Es ist ein vielschichtiges Problem“, sagt Sturm. Eines davon seien die vielen unterschiedlichen Eigentümer, die nicht immer direkten Neuss-Bezug haben und somit eher auf die Wirtschaftlichkeit statt auf die Attraktivität der Ansiedlung schauen. Ein anderes Problem: „Der Einzelhandel befindet sich generell in einem Schrumpf- statt in einem Wachstums-Prozess.“ Dies sei allerdings keine Entwicklung, die ausschließlich Neuss betrifft.

Facebook-Nutzer reagieren
mit Unverständnis

Napp-Saarbourg kann – zumindest als Beobachter in unmittelbarer Nachbarschaft – die Schließungen von Douglas und Depot nicht nachvollziehen: „Ich hatte den Eindruck, dass die Filialen gut besucht sind.“ Er vermutet eine grundsätzlich neue Philosophie der Konzerne. Das bestätigt eine Douglas-Sprecherin: „Vereinzelte Schließungen oder Standortveränderungen sind Bestandteil des Tagesgeschäftes.“ Entscheidungen, Standorte zu schließen, zu verlagern oder neu zu eröffnen, seien immer von sehr vielen individuellen Parametern vor Ort abhängig. „Zudem spiegeln sie ein Marktumfeld wider, in dem sich das Konsumentenverhalten zunehmend wandelt“, so die Sprecherin.

Bei Facebook reagierten viele Nutzer in den vergangenen Tagen mit Unverständnis auf die Schließungen. Kommentare von „Langsam macht sich die Innenstadt selber kaputt“ über „Sehr traurig für Neuss, dadurch wird die Stadt nicht schöner“ bis hin zu „Wir haben mittlerweile mehr Fressbuden als wir bräuchten“ sind nur drei Beispiele. Auch die vielen Handyläden und Ein-Euro-Shops sind vielen Nutzern ein Dorn im Auge. Allerdings weiß Napp-Saarbourg: Es ist immer eine Sache von Angebot und Nachfrage. „Es würden nicht so viele Ein-Euro-Shops eröffnen, wenn nur wenige Menschen dort einkaufen.“ Der ZIN-Vorsitzende appelliert an die Neusser Bürger, das eigene Konsumverhalten zu hinterfragen und spricht von „sozialer, lokaler Verantwortung“.

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