Neuss: Die „linke Kulturbude“ ist etabliert

Das Theater am Schlachthof feiert seinen 15. Geburtstag gewohnt schrill – mit einer einzigartigen Oper-Revue.

Neuss. "Diese alternative, linke Kulturbude, das hört man ja immer noch." Wenn der Intendant des Theaters am Schlachthof aus den Anfängen berichtet, lacht er verschmitzt. "Ich weiß gar nicht, ob das jemals so war."

Natürlich habe man immer eine Nische gesucht. "Wir versuchen, uns deutlich abzusetzen." Mario Barth wolle schließlich niemand in dem freien Theater sehen. Sondern Jens Neutag, Martin Maier-Bode oder Sabine Wiegand. Haben Mlotek und seine Kollegen früher auf unerfahrenen Nachwuchs gesetzt, sind es heute beim Kabarett Künstler, die "kurz vor dem Abgehen" stehen. "Die bieten exzellente Programme." Auch beim Schauspiel ziehe diese Theater-Philosophie. "Der Erfolg liegt in der Originalität.

Die selbst geschriebenen Stücke haben uns den größten Zuschauerzuspruch beschert." Und die sind den Zuschauern in guter Erinnerung: "Der Quirinus-Code - Aufruhr in Neuss" oder das Schützendrama "Romeo und Julia auf dem Dorfe". Mlotek: "Die Neusser lachen gerne über sich selbst und beschäftigen sich intensiv mit ihrer Stadt." Steilvorlagen für originellen lokalen Bühnen-Stoff.

Dass die ideologischen Scharmützel heute mit einer humorvollen Leichtigkeit im Hause geführt werden, hängt wohl auch mit der guten Bilanz des TaS zusammen: In 15Jahren sind die Zuschauerzahlen von 4000 im Jahre 1994 auf aktuell 30000 gestiegen. "Und über 50 Prozent unserer Einnahmen erzielen wir selbst", meint der Theater-Leiter. 260000Euro beträgt der eigene Umsatz. Etwa dieselbe Summer wird nochmal über die institutionelle Förderung des Landes NRW (40000Euro), Zuschüsse der Stadt (86000Euro), Zuwendungen der Sparkassen- und Jubiläumsstiftung sowie dem PS-Sparen (75000Euro) und weiteren Quellen erzielt.

1997 war dabei ein erstes Jahr zum Durchatmen: Die Projektförderung (1000 Mark pro Inszenierung) wurde auf institutionelle Förderung mit 7000Mark umgestellt. Früher gab es drei Stücke, heute 13 Schauspiele und fünfmal Kleinkunst.

Die Möglichkeiten für zwei Inszenierungen gleichzeitig, einer großen Probebühne und großem Saal gibt es aber erst seit dem Jahr 2000, "Mit dem Anbau kam der Aufschwung", erinnert sich Mlotek. "Da begann auch der Erfolg des Kindertheaters." In Zahlen: Von den 30000Jahresbesuchern sind 8000 Jungen und Mädchen.

Das TaS ist nach 15 Jahren endgültig "angekommen", auch sprachlich. "Als Zeichen einer neuen Ära" haben die Verantwortlichen dem Foyer einen neuen "Look" gegeben - unter anderem mit "Lounge-Bänken". Mario Barth wird jedoch nicht auf dem Programm stehen.

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