Neuss: Apfel, Birne und Co.statt Süßkram

Die Kinder der Karl-Kreiner-Schule sind vom Schulobstprogramm begeistert. Sie greifen kräftig zu.

Neuss. Konzentriert teilt Pascal einen Apfel in Spalten, bearbeitet kurz darauf eine Möhre mit einem Sparschäler. Zusammen mit seinem Klassenkameraden Henri wäscht und schneidet er sorgfältig das frische Obst und Gemüse, legt es danach in eine große Tupperdose. Kurz vor der Pause lassen sich die Grundschüler der 2a die Vitamine schmecken.

"Möhren sind gut fürs Sehen", weiß Celina (9) und schiebt sich ein Stück in den Mund. In kurzer Zeit geht das knackige Gemüse weg wie warme Semmeln. Kinder für ein gesundes Frühstück zu begeistern, ist nicht ganz einfach.

In der Karl-Kreiner-Schule scheint das jedoch gut zu gelingen. Die Grundschule in der Nordstadt ist eine von neun ausgewählten Schulen im Rhein-Kreis Neuss, die seit wenigen Tagen am NRW-Schulobstprogramm teilnimmt.

Obst und Gemüse gibt es täglich für zwölf Klassen und etwa 300 Schüler. Der Bauer aus der Nachbarschaft liefert die Kisten frühmorgens an. Dass nun an jedem Schultag reichlich Äpfel, Birnen oder Gurkenscheiben verspeist werden, freut auch Christine Goebels, Klassenlehrerin der 2a. "Ich möchte den Kindern Spaß an gesundem Essen vermitteln", sagt sie. "Wir haben aber auch schon früher die Eltern angehalten, ein gesundes Frühstück mitzugeben. Das hat bislang bei vielen gut funktioniert, aber nicht bei allen."

Christine Goebels achtet darauf, dass auch jedes Kind kräftig zugreift. "Viele toben in der Pause und haben danach richtig Hunger auf etwas Gesundes", sagt sie. Jedem Schüler stehen 100Gramm zu. Streit um besonders beliebte Früchtchen gab’s bislang aber noch nicht.

Das Programm ist zunächst auf ein Jahr befristet. Die Schüler sind schon jetzt begeistert. "Schmeckt lecker, Möhren mag ich lieber als Gummibären", meint Celina.

Für Schulobst-Projektleiterin Mira Bonnen und ihr Kollegium war schnell klar, dass sie beim Schulobstprogramm mitmachen wollen. Das Thema gehört zum fächerübergreifenden Unterricht an der Schule, in der vierten Klasse können die Kinder etwa einen Ernährungsführerschein machen.

Auf Zahngesundheit und Bewegung wird viel Wert gelegt. Besuche auf dem Bauernhof gehören zur Regel. "Viele Kinder wissen gar nicht mehr, woher die Kartoffel kommt", erläutert Goebels.

Bonnen bedauert, dass die bewusste Auseinandersetzung mit Lebensmitteln in vielen Familien mittlerweile kaum mehr eine Rolle spielt, dass Obstsorten wie etwa Pfirsich oder Feige schon fast Fremdworte sind. "Viele Kinder essen kein Obst, weil sie es nicht kennen", sagt sie.

Doch Essgewohnheiten werden in der Kindheit geprägt, sie verfestigen sich und sind später meist nur schwer zu ändern. Doch beim Mittag-essen hapert es oft an der Qualität, manche Kinder ersetzen eine vollwertige Mahlzeit durch Chips und Süßkram. Die Grundschulzeit sei daher eine entscheidende Phase in der Ernährungserziehung, so die Lehrerin.

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