Neuss: Zwei Spezialisten aus Neuss für Oboe und Fagott

In ihrer Firma an der Königstraße verkaufen, reparieren und warten Uwe Henze und Suitbert Walter die Instrumente.

Neuss. Keine großen Schaufenster, keine bunten Auslagen. Was den Laien erstaunen mag, irritiert den Profimusiker nicht im Geringsten. Für den Verkauf und die Reparatur von Oboen und Fagotten braucht es keine publikumswirksamen Werbemaßnahmen. Zu speziell ist die Kundschaft, zu erlesen das Angebot. "Unsere Kundschaft besteht zu zwei Dritteln aus Profimusikern", sagt Uwe Henze, der für den Verkauf der Holzblasinstrumente und der dazugehörigen Noten zuständig ist.

Da kann es schon mal sein, dass Albrecht Mayer, Solo-Oboist bei den Berliner Philharmonikern, anruft und Henze um Rat bittet. "Am Wochenende fahre ich zu Michael Rosenberg, ein Oboist vom Süddeutschen Rundfunk-Orchester", erzählt Henze. Nicht selten besucht er Musiker in ganz Deutschland, um deren Instrumente vor Ort zu testen und zu reparieren. Henze schätzt, dass es in Deutschland vielleicht noch zwei oder drei andere Instrumentenbauer gibt, die sich auf Oboen und Fagotte spezialisiert haben. So kommt es, dass auch Kunden aus Spanien, Osteuropa oder Skandinavien zu ihm an die Königstraße kommen. Dort treffen sie dann auf Suitbert Walter, der für die Reparatur der Instrumente zuständig ist. Hinter herabgelassenen Rollläden, begleitet von den Klängen klassischer Musik, sitzt Walter an seiner Werkbank und nimmt sich der Instrumenten an.

Umgeben von Werkzeugen, Materialien und Ersatzteilen arbeitet er in einer Art künstlerischem Chaos, das gerade noch Platz für die kleine Espressotasse lässt. Hier wird gebohrt und gefräst, geschliffen und geschmirgelt. Eine ruhige Hand, ein gutes Gehör und ein scharfes Auge braucht er für seine Arbeit. Künstler aus der ganzen Welt schätzen sein Können. Viele der Kunden von Uwe Henze und Suitbert Walter haben an deutschen Fachhochschulen studiert, sind dann zurück in ihre Heimat gegangen und verlassen sich immer noch auf die handwerklichen Fähigkeiten der beiden Neusser.

Das geht so weit, dass sich ein Musiker aus Peking nach seiner Berufung an die dortige Musikhochschule je ein Exemplar der kompletten Literatur für Oboe von Neuss nach Peking schicken ließ. "Das waren gut zwei Kubikmeter Papier, die wir hier lagern mussten", erinnert sich Henze.

30 Profi-Oboen und zehn Fagotts stehen zur Auswahl. Zudem erhalten Oboisten hier auch das entsprechende Werkzeug, um das Mundstück, kurz Rohr genannt, herzustellen - das machen Profis in der Regel selbst. Bei Henze finden sie das passende Werkzeug - für Rechts- und für Linkshänder - mit Bezeichnungen wie "Aufbindedorn" oder "Schabemesser mit Einseitenhohlschliff". Uwe Henze selbst nutzt diese Werkzeuge übrigens nicht. Privat spielt er nämlich Klarinette.

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