NRW Erste Neusser Schule bietet alevitische Religion als Fach an

Neuss · Zwölf Jugendliche der Comenius-Gesamtschule bilden die erste Klasse.

 Mitglieder der alevitischen Gemeinde verteilten süße Suppe.

Mitglieder der alevitischen Gemeinde verteilten süße Suppe.

Foto: Andreas Woitschützke

(-nau) Als erste Schule in Neuss führt die Comenius-Gesamtschule das Fach alevitische Glaubensunterweisung ein. Unterrichtsbeginn ist am Freitag (27.), doch ihre Visitenkarte gab die Gemeinde schon am Donnerstag ab, als sie in der Mittagspause eine süße Suppe austeilte. Sie ist das traditionelle Gericht zum alevitischen Asüre-Fest, das zum Abschluss der gerade beendeten Fastenzeit gefeiert wird.

Der alevitische Glaube hat seine Ursprünge im Nahen Osten, versteht sich als eigener Glaubensweg und grenzt sich deutlich zum Islam ab. Frauen und Männer sind gleichberechtigt, was sich selbst in der Doppelbesetzung der Vorbeterposition ausdrückt, erklärt Ahmet Otlu.

Mindestens zwölf Kinder waren für den Antrag notwendig

Otlu ist Vorsitzender der 150 Familien umfassenden alevitischen Gemeinde an der Salzstraße. Daneben gibt es aber auch eine etwas größere Gemeinde an der Kaarster Straße. Aus beiden Gemeinden besuchen so viele Kinder die Comeniusschule, dass dort auf Antrag der Eltern die alevitische Glaubensunterweisung neben katholischer und evangelischer Religionslehre als Fach eingeführt werden kann. Zwölf Kinder seien dazu nötig gewesen, sagt Schulleiter Jochen Reif, der ein gutes Gefühl dabei hat, dieses Angebot machen zu
können.

Die alevitischen Schüler besuchen Klassen der Jahrgangsstufen fünf bis zehn der Gesamtschule. Die Schwierigkeit, ihren Religionsunterricht in die Stundenpläne so vieler Klassen einzubauen, wurde so gelöst, dass sie außerhalb des Regelunterrichtes unterwiesen werden – immer freitags nach Schulschluss. Alev Sertkaya, seit 2008 als Lehrerin für Englisch und Französisch an der Schule, wird sie betreuen. Ihre Lehrbeauftragung durch die Bezirksregierung liegt vor, die Weiterbildung für die neue Aufgabe steht aber erst aus.

Lehrkräfte für dieses Fach zu finden sei die größte Schwierigkeit, sagt Vedat Bican. Er ist Vorstandsmitglied in der Landesvertretung der Aleviten und koordiniert diesen Unterricht. Derzeit betreut er 13 Klassen in elf Städten. Alevitische Religion ist seit 2008 in NRW Unterrichtsfach – mit Zensur und Einfluss auf den Notendurchschnitt.

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