Kommunalwahl 2020 in Neuss Kopf-an-Kopf-Rennen um den Rat

Neuss. · Um 20 Uhr herrscht bei der SPD eine Stimmung wie kurz vor einem Sieg bei einem Fußballspiel. Fehlt nur noch, dass jemand „Abpfeifen“ ruft. Parteivorsitzender Sascha Karbowiak drückt zwar noch etwas auf die Bremse, denn gerade erst nähert man sich bei der Stimmauszählung der Hälfte.

 Hermann Gröhe verfolgte die Ergebnisse der Wahl.

Hermann Gröhe verfolgte die Ergebnisse der Wahl.

Foto: Andreas Woitschützke

Aber zu diesem Zeitpunkt liegt die SPD mit 36 Prozent vor der CDU, die bei 32 Prozent steht. „Es scheint, als könnten unsere kühnsten Träume wahr werden“, sagt Karbowiak. Doch es wird noch ein langer Wahlabend: SPD und CDU liefern sich ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen. Die Parteien befinden sich auf Augenhöhe. Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe um 22.25 Uhr ist die CDU vorbeigezogen. Sie liegt bei 36,3 Prozent, die SPD bei 32,6. Zwei von 77 Wahlbezirken stehen da noch aus.

Die Genossen haben sich in der Wetthalle zur corona-konformen „Wahlkampfparty light“ getroffen. Während dort ausgelassen gefeiert wird, ist die Stimmung bei der CDU, die ebenfalls corona-konform auf Gut Gnadental zusammengekommen ist, getrübt. „Das Ergebnis ist für uns überraschend und enttäuschend“, sagt Parteichef Jürgen Brautmeier. Daran ändert auch der Vorsprung vor der SPD nichts. „Man muss ganz klar von einem Breuer-Effekt sprechen. Der Bürgermeister hat seine Partei mitgezogen. Ähnliches sieht man auch in anderen Kommunen im Kreis.“ Bei der Kommunalwahl 2014 hatte die CDU noch 39,8 Prozent geholt, die SPD stand damals bei 27,3 Prozent. Und im Landestrend zählt die SPD zu den Verlierern.

Eigentlich war es das Ziel der CDU, nicht nur stärkste Kraft im Stadtrat zu bleiben und das Rathaus zurückzuerobern, sondern auch, die SPD klar hinter sich zu lassen. Aber die traditionelle CDU-Hochburg Neuss wackelt am Wahlabend. Nach dem Rathaus, das Reiner Breuer 2015 bei der Bürgermeisterwahl für die SPD eroberte, auch noch die Mehrheit im Stadtrat zu verlieren, wäre ein politisches Erdbeben. Auch wenn die CDU stärkste politische Kraft bleibt, ist das Ergebnis ein Wirkungstreffer. „Wir müssen das genau analysieren“, sagt Brautmeier.

Party-Stimmung herrscht derweil bei den Grünen, dem Koalitionspartner der CDU im Rat. Sie liegen bei Redaktionsschluss bei 13,8 Prozent. Es ist das beste „grüne“ Ergebnis bei Kommunalwahlen in Neuss. Susanne Benary, Sprecherin des Vorstands der Partei, freut sich über das Ergebnis ihrer Partei. Ernüchterung gibt es hingegen bei der FDP. Die Liberalen kommen nicht annähernd an die 8,2 Prozent von 2014 und stehen bei 3,2 Prozent. Parteivorsitzender Manfred Bodewig: „Das ist ein enttäuschendes Ergebnis.“

Stabil bleibt die AfD mit 4,3 Prozent (2014: 4,3), die Linke büßt 0,9 Prozentpunkte ein und landet bei drei Prozent. UWG/Freie Wähler kommen auf 1,9 Prozent.

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