Dormagen: Vorsicht im Schüler-VZ

Eine Dozentin informiert Jugendliche über Gefahren und Mobbing im Internet.

Dormagen. Auf einmal wird es mucksmäuschenstill in der Klasse sieben des Leibniz-Gymnasiums Dormagen. "Du hast wirklich interessante Gruppen auf deiner Seite im Schüler-VZ", sagt Kriminaloberkommissarin Eva Maria Mühleis vom Kriminalkommissariat Vorbeugung der Polizei Neuss zu einem 13-Jährigen.

Dann wird sie gefragt, wie es die Dozentin denn geschafft habe, in das Internetportal für Schüler zu kommen? Sie sagt: "Es ist ganz leicht, eine Einladung zu kriegen. Die kriegt man in einhelligen Foren." Zum Beweis hält sie mehrere ausgedruckte Profile hoch.

Statt Unterricht gibt es Tipps für den richtigen Umgang mit den ’Neuen Medien’. "Du hast ein hübsches Profilbild", spricht Mühleis ein Mädchen an. "Und ich kann nachvollziehen, wo du wohnst." Weil sie ihren vollen Namen angegeben hat.

"Nicht nur ich, sondern auch Lehrer oder potenzielle Arbeitgeber oder Menschen, die sexuellen Kontakte wollen, können euch über Schüler-VZ finden." Die Dozentin trifft genau den richtigen Ton, um die Siebtklässler zu erreichen. Verunsichert schauen sich die Jugendlichen um.

Fast alle Schüler der Klasse sind mit einer eigenen Seite in dem Internetportal angemeldet - und nur wenige kennen die ganzen Sicherheitsregeln, die Mühleis aufzeigt: Das Profil nur den Freunden freigeben.

Kein Foto auf der ersten Seite. Nur Menschen in die Freundesliste aufnehmen, die man persönlich kennt. Bei den Gruppen aufpassen - wer sich C.S. nennt, aber der Gruppe ’Christian Schneider ist ein toller Name’ betritt, verrät trotzdem alles über sich.

Doch nicht nur um Sicherheitsthemen dreht sich die Veranstaltung. Es geht auch um Cyber-Mobbing; Mobbing, bei dem die Hemmschwelle wesentlich niedriger ist. "Es ist leichter, Beleidigungen auf eine Pinnwand zu schreiben, als sie jemandem ins Gesicht zu sagen", erklärt die Kriminaloberkommissarin.

Davon kann auch Detlef Schroth, Beratungslehrer an dem Gymnasium, ein Lied singen: "Oft kommen Eltern auf die Klassenlehrer zu und sagen, dass es einfach nicht mehr geht."

Auch die Schüler berichten von Vorfällen: "Eine Freundin von mir wurde von jemandem ganz schlimm per E-Mail beschimpft und weiß überhaupt nicht, was sie machen soll." "Per E-Mails wurde ich auf Porno-Seiten weitergeleitet." "Ich kriege Freundschafteinladungen von Menschen, die ich gar nicht kenne."

Die Fortbildung "Gefahren im Schüler-VZ und Cyber-Mobbing" läuft bereits zum zweiten Mal im Rahmen des Präventionsprogramms der Schule. Lehrerin Britta Flamm erzählt: "Die Veranstaltung ist von allen Teilnehmern als sehr effektiv bewertet worden."

Auch am Donnerstagvormittag kam die Botschaft an: Die Schüler, die ihre Seiten noch nicht für Fremde gesperrt haben, wollen dies nach dem Unterricht machen. Mühleis verteilt Flyer, wie man die Sicherheiteinstellungen in dem Portal verbessern kann.

Eine notwendige Maßnahme, da die Kinder ihre Eltern nicht fragen können - sie haben oft weniger Erfahrung im Umgang mit sozialen Netzwerken im Internet als ihre Sprösslinge. Deswegen gab es am Donnerstagabend zusätzlich einen Elternabend zu dem Thema.

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