Kaarst: „Wir müssen keine keltischen Geister vertreiben“

Das Vorster Martinsspiel ist jetzt auf CD mit umfangreichen Booklet erschienen.

Kaarst. "Streich oder Geschenk", "Süßes oder Saures" (trick or treat), so ertönt es aus den Mündern zahlreicher amerikanischer Jungen und Mädchen, wenn sie am 31. Oktober in ihren schauerlichen Verkleidungen von Haus zu Haus ziehen, um Süßigkeiten zu fordern.

Anschließend gibt es eine Party: die Wohnung oder ein Raum wird in ein Spukhaus verwandelt. Mit gelben oder orangen Kerzen, dunklen Netzen, Stoffen und leuchtenden Kürbissen. Auch in Deutschland findet Halloween immer mehr Anhänger.

"Die Mischung aus Karneval, Walpurgisnacht und Silvester ist ein Partygag, der mit rheinischem Brauchtum nichts zu tun hat", sagt Norbert Moormann, Schriftführer des Martinsvereins Vorst. Er verweist darauf, dass bis spät ins 19. Jahrhundert auf dem Land Kürbisse und Runkelrüben für den Laternenumzug zu St. Martin genutzt wurden.

"Später wurden diese selbstgebastelten Lichthalter von an einen Stock gehängten Laternen aus Papier abgelöst. Und das anschließende Gripschen an den Haustüren, allerdings ohne Verkleidung, wird doch längst gepflegt. Wir müssen am Niederrhein keine keltischen Geister vertreiben", betont Moormann. Viel besser sei es, die Kinder darin zu bestärken, sich einen wachen Blick für das Teilen mit Bedürftigen zu bewahren, so Moormann.

Dessen vehementer Einsatz für das St.-Martins-Brauchtum, das am Patronatstag des Heiligen am Abend des 11. November am Niederrhein gefeiert wird, hat für Aufsehen gesorgt. Die Zahl der Helfer und Sammler im Verein ist sprunghaft angestiegen.

"Das Martinsfest bei uns erhält keine öffentlichen Zuschüsse, die Kosten von rund 8.500 Euro werden durch eine Haussammlung bestritten. Vorst hat rund 4.800 Einwohner, davon rund 950 Kinder im Alter bis 14 Jahre, die alle eine Martinstüte mit Obst und Süßigkeiten erhalten", erläutert Norbert Moormann. Vorst ist für die Sammelaktion in 38 Bezirke aufgeteilt, viele Sammler sind über zehn Jahre im Einsatz.

In den vergangenen Jahren hat der Vorster Martinsverein mit den Tüten auch inhaltliche Ansätze transportiert: Schokolade aus der Dritten Welt, um den Gedanken des globalen Teilens sichtbar zu machen, oder Spendendöschen für die Aktion Misereor als Bestandteil der Tüte.

In diesem Jahr hat der Verein die CD "Das Vorster Martinsspiel" produziert, die den Tüten beigelegt wird. Darauf sind zahlreiche Martinslieder neu arrangiert, die von Kindern der Grundschule Vorst sowie von Sängern des Kirchenchores St.Antonius interpretiert werden.

Im liebevoll gestalteten Begleitheft sind die Noten abgedruckt, klassische Gedichte zu finden sowie der Text zum Vorster Martinsspiel. Die CD ist im Handel für 14,90 Euro erhältlich.

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