Meerbusch: Viel Ärger wegen der Abwasser-Gebühren

Die Stadt ist vom Ansturm überfordert, will aber alle Fragen ohne Klagen klären.

Meerbusch. Just Gérard ist ein Meister des vorsichtigen Wortes: Es habe "sehr deutliche Reaktionen aus der Bevölkerung gegeben", teilt der neue Technische Dezernent am Mittwochabend im Bauausschuss mit. Was er ebenso vorsichtig wie allgemein beschreibt, sind die Reaktionen auf die Abgaben- und Gebührenbescheide, die die Meerbuscher Haushalte in den vergangenen Tagen erreicht haben.

Sehr viele Beschwerden hätten die Verwaltung telefonisch erreicht, auch persönlich seien die Menschen vorstellig geworden, im Technischen Dezernat in Lank ebenso oder auch im Büdericher Rathaus. Zum Teil sei das Telefonnetz völlig überlastet gewesen.

"Ich habe Verständnis für die Aufregung", sagt Gérard. Die gesplittete Abwassergebühr, die nach einem Gerichtsentscheid eingeführt werden muss, sei zwar gerechter, aber "es gibt Verlierer und Gewinner".

Verkalkuliert haben sich die Stadt und das mit der Abwicklung beauftragte Büro mit dem Ansturm nach der Rechnungsstellung. Nur ein Mann war abgestellt, Fragen zu beantworten. Nach fünf Infoabenden und intensiver öffentlicher Diskussion hielt man Grundsätzliches für geklärt. Das sei aber keineswegs der Fall, erläutert Fachbereichsleiter Wolfgang Trapp.

17 166 Erfassungsbögen hatte die Stadt an Haus- und Grundstückseigentümer geschickt, die angeben sollten, inwieweit sie ans öffentliche Kanalnetz angeschlossen und in welchem Maße ihre Grundstücke versiegelt seien. Auf Grundlage dieser Daten werden die Gebühren der nach Schmutz- und Niederschlagswasser (Kanalanschluss oder Versickerung) und Frischwasserbezug getrennten Gebühr neu berechnet.

Doch die Zusendung von vier Bescheiden - zwei von der Stadt, zwei von den WBM - hat auch Eingeweihte überfordert, andere die neue Gebührenhöhe erschreckt. In 98 Prozent der Fälle drehten sich die Fragen der Anrufer um Grundsätzliches, nur zwei Prozent um Fehler oder Unverständliches in der Rechnung.

Viele der 635 Bürger, die die Erfassungsbögen im vergangenen Jahr nicht zurückgeschickt hatten, seien unter den ersten Anrufern gewesen, als jetzt die Rechnung kam. "Sie wurden mangels anderer Erkenntnisse als am Kanal angeschlossen veranlagt", erläutert Trapp.

Mittlerweile, so Trapp und Gérard, leiste ein zweiter Fachmann in Lank Hilfestellung, nähmen sechs bis sieben Leute zusätzlich die Anrufe entgegen und organisierten Rückrufe. "Das dauert aber noch eine Weile, je nach Dringlichkeit."

Ziel der Stadt sei es, konkreten Beschwerde-Führern eine Woche vor dem Widerspruchs-Fristablauf am 15. Februar einen Bescheid über die Neuberechnung zu geben. Man wolle nicht, dass die Bürger klagen müssten, sondern alles möglichst einvernehmlich lösen.

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