Denkmal in Meerbusch Meerbuscher entdecken das Rathaus neu

Büderich  · Am „Tag des offenen Denkmals“ konnten Besucher sich durch das Gebäude an der Dorfstraße führen lassen und sich über die Sanierung informieren: Ein zugemauerter Bunker wurde während der Arbeiten freigelegt.

 Die Besucher am„Tag des offenen Denkmals“ waren begeistert. Im Treppenhaus wurden bei der Sanierung alte Zementfliesen gefunden.

Die Besucher am„Tag des offenen Denkmals“ waren begeistert. Im Treppenhaus wurden bei der Sanierung alte Zementfliesen gefunden.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Mit ein wenig Wehmut gehen Steffi Valentin und Birgit Diestelhorst durch das Meerbuscher Rathaus an der Dorfstraße in Büderich. „Dort oben, da war unser Büro. Da habe ich draußen Blumenkästen hingehängt, damit der Ausblick schöner ist. Abends musste ich sie aus Sicherheitsgründen immer wieder abhängen“, erzählt Valentin. „Und erinnerst du dich an unsere tollen Karnevalsfeiern?“, fragt sie ihre ehemalige Kollegin Diestelhorst. Beide haben im Meerbuscher Rathaus gearbeitet und wollten sich nicht die Gelegenheit entgehen lassen, ihrer ehemaligen Arbeitsstelle am „Tag des offenen Denkmals“ einen Besuch abzustatten.

So wie damals sieht es dort allerdings nicht mehr aus, denn vor kurzem hat das Gebäude eine Generalsanierung erfahren, und das Ergebnis präsentiert die Stadt erstmals der Öffentlichkeit am „Tag des offenen Denkmals“. Die große Herausforderung bei der Sanierung war, die Verpflichtungen des Denkmalschutzes mit einer modernen Büronutzung zu verbinden. Denn heute sind im Rathaus nicht nur das Büro des Bürgermeisters und das Ratsbüro untergebracht, sondern auch das Justiziariat, die Wirtschaftsförderung, die Öffentlichkeitsarbeit sowie das Stadtmarketing. Die Symbiose aus Alt und Modern ist gelungen; die vielen Besucher am Sonntag waren begeistert.

„Es ist traumhaft geworden. Ich habe meiner Kollegin gerade vorgeschlagen, dass wir uns noch mal hier bewerben sollen“, sagt Valentin mit einem Lachen. „Im Vergleich zu früher ist es viel moderner. Mir gefällt diese Kombination aus Alt und Neu“, setzt Diestelhorst hinzu. Einerseits wirkt das Rathaus sehr zeitgemäß. Die Büroräume sind hell, mit moderner Einrichtung und technisch up to date. Der zweigeschossige Anbau wurde zugunsten eines Konferenzraumes zum Garten hin abgerissen. Das Erdgeschoss ist barrierefrei. Ein Aufzug war allerdings baulich nicht möglich. Die Fenster wurden erneuert, und das Gebäude erhielt einen Schall- und Brandschutz.

Gebäude hat Teile seines Ursprungs zurückgewonnen

Andererseits hat das Gebäude auch Einiges von seinen Ursprüngen zurückgewonnen. Der erste Teil des Rathauses wurde 1902 im Auftrag der damaligen Gemeinde Büderich fertiggestellt und war ursprünglich als Dienstwohnung für den einstmaligen Bürgermeister Klemens Roßbach gedacht. Die Verwaltung saß damals noch in zwei Räumen der Dorfschule an der Dückerstraße, dem heutigen Standesamt.

In den Jahren 1910/11 wurde das Gebäude auf die heutige Größe erweitert. Der Bürgermeister hatte immer mehr Aufgaben und mehr Personal, also war mehr Raum nötig. Spannend war es für die städtische Denkmalpflegerin Stephanie Roters, Elemente des Gebäudes aus dieser Zeit zu entdecken und freizulegen. „Im Treppenhaus haben wir alte Zementfliesen gefunden. Die gibt es, besonders in diesem guten Zustand, nur noch ganz selten“, berichtet sie. Wieder zu sehen sind auch Jugendstil-Ornamente an den Wänden, die bisher von Tapeten bedeckt waren.

Auch Wandgemälde, die allerdings nicht gut erhalten waren, wurden freigelegt. „Bei einem haben wir lange überlegt, was es darstellen sollte und kamen zu dem Ergebnis, dass es der alte Kirchturm von Büderich war. Wer die Bilder gemalt hat, konnten wir nicht herausfinden“, so Roters. Die Wandgemälde wurden nicht restauriert, da der Aufwand das Budget gesprengt hätte. Stattdessen wurden sie mit Vlies überklebt, so dass man sie jederzeit wieder freilegen kann. Und die Treppen sehen jetzt wieder so aus, wie sie wohl ursprünglich mal gedacht waren. „Dafür haben wir den Linoleumbelag und die Raufaserverkleidung auf der Unterseite der Treppe entfernt“, erklärt Architektin Ruth Eichmann. Etwas versteckt, aber absolut sehenswert sind die historischen Heizkörper mit Jugendstil-Ornamentik und Füßchen.

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