Bauhofgelände: Mauscheleien bei Vergabe?

Am 15. Dezember bestimmte der Rat den Sieger des Architektenwettbewerbs. Der Gewinner verkündete dies bereits selbst am 31. Oktober.

Bauhofgelände: Mauscheleien bei Vergabe?
Foto: U.D.

Eine Mitteilung des Düsseldorfer Architektur- und Städtebaubüros Rhode, Kellermann, Wawrowsky (RKW) auf der unternehmenseigenen Internetseite sorgt derzeit für Ärger und hochgezogene Augenbrauen in Meerbusch. Unter der Überschrift „Investorenwettbewerb in Meerbusch-Büderich — 1. Preis“ wird dort berichtet: „RKW hat — in Arbeitsgemeinschaft mit [. . .] — den Sieg in diesem Investorenwettbewerb errungen.“

Joachim Grunsch, Gesellschafter eines unterlegenen Mitbewerbers

Soweit, so üblich. Wer Erfolg hat, darf das auch kundtun. Das Problem ist in diesem Fall das Datum: Die Meldung wurde bereits am 31. Oktober eingestellt, obwohl der Stadtrat den entsprechenden Vergabebeschluss erst am vergangenen Donnerstag, 15. Dezember, in nichtöffentlicher Sitzung gefasst hat. Nicht nur Joachim Grunsch, geschäftsführender Gesellschafter der G.I.C. (Grunsch Immobilien Consulting) GmbH und Mitbewerber beim Investorenwettbewerb, stellt sich jetzt die Frage: Wie kann das sein?

„Am 27. Oktober wurde mir von der Stadt per E-Mail mitgeteilt, dass gerade die hausinterne Begutachtung der eingereichten Entwürfe laufe“, sagt der Projektentwickler, der über eine Tochtergesellschaft in den Jahren 2009 bis 2011 unter anderen das Vitalzentrum an der Düsseldorfer Straße errichtet hat. „Und: Es sei beabsichtigt, die Bewerbungen im nichtöffentlichen Teil des Planungsausschusses vorzustellen. Eine endgültige Entscheidung könne frühestens in der Ratssitzung am 15. Dezember fallen. Vier Tage später meldet RKW den Wettbewerbssieg — für mich riecht das nach Mauschelei“, sagt Grunsch.

Das habe für ihn nichts mit einem fairen Vergabeverfahren nach den Vergabegrundsätzen zu tun. „Mir geht es auch nicht darum, dass wir nicht den Zuschlag erhalten haben, sondern ums Prinzip. In jedem eingereichten Entwurf steckt viel Arbeit. Für mich steht damit fest, dass ich mich an Ausschreibungen der Stadt Meerbusch nicht mehr beteiligen werde — und das sehe ich nicht alleine so.“

Rückblick: Im Frühjahr hatte die Stadt einen Investorenwettbewerb für das Gelände des alten Bauhofs in Büderich gestartet. Gesucht wurde ein Konzept für das 7755 Quadratmeter große Areal an der Moerser Straße/Am Pützhof, das sowohl geförderten Wohnungsbau als auch Wohnbebauung mit Mehrfamilien-Stadthäusern vorsieht. Der Beginn der Bauarbeiten wurde für 2017 geplant, die Fertigstellung ein bis drei Jahre später. Bis zum 6. September konnten Angebote eingereicht werden. Joachim Grunsch spricht von acht bis zehn Mitbewerbern.

Bereits im vergangenen Jahr war ein Versuch unternommen worden, das Areal zu veräußern. Im März 2015 hatte der Stadtrat den Grundsatzbeschluss zum Verkauf des Grundstücks beschlossen. Nur ein Angebot eines Investors ging ein, der laut Stadtverwaltung die Kriterien nicht erfüllte. Deshalb wurde ein neuer Investorenwettbewerb gestartet. „Entscheidend für die Vergabe wird sowohl die architektonische Gestaltung, die Realisierung des öffentlich geförderten Wohnraums als auch das Kaufpreisgebot sein“, hieß es in der Ausschreibung. Die Grundstücke sollten ausschließlich an Investoren oder Bauträger veräußert werden.

„Als klar war, dass sich im zweiten Anlauf mehrere Interessenten bewerben, wurde eine Art Architektenwettbewerb beschlossen“, erklärt der Vorsitzende des Planungsausschusses, Werner Damblon (CDU). Eine Untergruppe des Planungsausschusses bildete das Preisgericht — ergänzt durch externe Fachleute. „Dort“, sagt Damblon, „wurden die Plätze eins, zwei und drei festgelegt. Diese Empfehlungen gingen dann in den Planungsausschuss, der am 6. Dezember getagt hat, und von dort aus in den Rat. Dass bereits am 31. Oktober im Internet verkündet wurde, wer den Zuschlag erhält, finde ich in diesem Zusammenhang sehr verwunderlich.“

Aus Sicht der Verwaltung sei die Veröffentlichung auf der RKW-Webseite nicht zu erklären, zumal die finale Sitzung der Findungskommission erst am 22. November stattfand, sagt Stadtsprecher Michael Gorgs. „Zudem standen die Sitzung des Planungsausschusses und der Ratsentscheid noch aus. Ob zu einem frühen Zeitpunkt bereits Informationen aus der Findungskommission an RKW gelangt sein könnten, ist wegen der Größe des beteiligten Personenkreises von hier aus nicht zu beurteilen.“

Beim RKW hieß es gestern auf Anfrage, zum Investorenwettbewerb und dessen Ausgang werde zum jetzigen Zeitpunkt keinerlei Auskunft erteilt. Das mitbeteiligte Unternehmen JEP Architekten erklärte indes, im Dezember — nach der Sitzung des Planungsausschusses — über den Gewinn informiert worden zu sein.

Auch GWG-Vorstand Diether Thelen zeigte sich von der frühen Veröffentlichung überrascht. „Vielleicht“, sagt er, „war da auch ein bisschen Wunschdenken dabei“.

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