Schlafhorst-Mitarbeiter: „Ich hoffe, es trifft nicht mich“

Wolfgang Lingen ist einer von 1150 Arbeitern, die bei Schlafhorst um ihren Job bangen.

Mönchengladbach. Wolfgang Lingen wird die Worte seines Vaters nie vergessen: "’Geh zu Schlafhorst, da wirst du alt’, sagte er in den 80er Jahren zu mir. Als ehemaliger IG Metall-Funktionär musste er es ja wissen, und schließlich war das Unternehmen damals der größte Arbeitgeber der Stadt", erzählt der 46-jährige Mönchengladbacher.

Also folgte Lingen dem väterlichen Rat und bewarb sich dort als Monteur im Elektrobereich - mit Erfolg. 25 Jahre ist das her. Um den einst so sicheren Arbeitsplatz muss Lingen seit ein paar Tagen nun bangen.

Am 3. Juli verkündete der Schweizer Konzern Oerlikon, Eigentümer des Textilmaschinen-Produzenten Schlafhorst, das Gladbacher Stammhaus schließen und 255 Mitarbeiter an den drei Standorten entlassen zu wollen (die WZ berichtete).

Obwohl schon seit einiger Zeit Gerüchte im Betrieb die Runde machten: Die Nachricht seien für ihn und seine Kollegen ein Schock gewesen, sagt er. "Wir wussten zwar, dass die Firma Verlust gemacht hat und dass Entlassungen bevorstehen, aber dass der größte Schlafhorst-Standort dicht gemacht wird, damit hätten wir nicht gerechnet. Es zog uns den Boden unter den Füßen weg", beschreibt Lingen seine Gefühlslage.

Das Aus von Schlafhorst in Gladbach ist für Lingen der traurige Höhepunkt einer jahrelangen Berg-und-Tal-Fahrt. "Die Firma war immer ein guter Arbeitgeber, wir haben uns wohlgefühlt. Aber seit 18 Jahren gab’s ständig Hiobsbotschaften." Über die jüngste Entscheidung ärgert sich Lingen besonders. "Der Restrukturierungsplan von Ende 2008, dass Gladbach Entwicklungszentrale wird, zählt offenbar nicht mehr und wird ignoriert. Erst hieß es, der Markt zieht 2010 wieder an, und jetzt ist plötzlich alles vorbei? Das ist unglaublich und unverschämt."

Zudem kann er nicht verstehen, dass die Kurzarbeit nicht ausgeweitet wird: "Wir sind gerade mal zwölf Monate in Kurzarbeit, das hätte man auf 24 Monate verlängern können." Wie es jetzt weitergeht, weiß Lingen derzeit noch nicht. "Ich kann nur abwarten und hoffen, dass es mich nicht trifft." Demnächst sollen die Mitarbeiter wieder über den neuesten Stand informiert werden.

Lingen und seine Kollegen wollen für ihren Job und den Standort in Gladbach kämpfen: "Das Haus ist 125 Jahre alt, hat Tradition. Hier gibt es viel Platz, die Infrastruktur ist günstig. Das darf nicht aufgegeben werden." Wenn im August viele Mitarbeiter aus dem Urlaub zurückkehren, könnte es Protestaktionen geben, glaubt er. Die IG Metall und der Betriebsrat suchen derzeit nach Lösungen. Lingen: "Ich gebe die Hoffnung noch nicht auf."

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