Vielfalt und Klischees : Job-Diskriminierung: „Stolze“ Arbeitgeber schwer zu finden
Berlin (dpa/tmn) - Vielfalt darf nicht fehlen, zumindest in keiner Unternehmensbroschüre und auf keiner Firmenwebseite. Offen für alle sei man, eine große Familie, mit klaren Absagen an Diskriminierungen aller Art - sei es wegen des Geschlechts, der Hautfarbe und Herkunft oder sexuellen Orientierung.
Doch in der täglichen Job-Praxis nimmt längst nicht jeder Arbeitgeber die Vielfalt - oder moderner ausgedrückt: die „Diversity“ - so ernst, wie er behauptet.„Unternehmen müssen nicht nur ausstrahlen oder behaupten, dass ihnen das Thema wichtig ist“, sagt Stuart Cameron. „Sie müssen es auch im Unternehmen leben.“ Cameron ist Gründer und Chef von Sticks & Stones, einer Karrieremesse für LGBT-Arbeitnehmer. „LGBT“ ist eine englische Abkürzung und steht übersetzt für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender. Sticks & Stones will „stolzen“ Arbeitgebern eine Plattform geben, wie Cameron das nennt. Arbeitgebern also, die LGBT-Mitarbeiter nicht nur tolerieren, sondern aktiv wertschätzen.
Was heißt das konkret? „Ein Unternehmen muss zum Beispiel Ansprechpartner und Strukturen haben, an die sich Mitarbeiter bei Ärger wenden können“, sagt Cameron. „Und in großen Unternehmen gibt es vielleicht auch Förderprogramme oder eigene Netzwerke für LGBT-Mitarbeiter.“ Denn ansonsten sei die Gefahr groß, dass es in der Praxis nicht so weit her ist mit der Wertschätzung. Das Hohelied der Vielfalt findet sich dann im Internet, im Alltag klopfen die Kollegen aber doch wieder homo- oder transphobe Sprüche - ohne das LGBT-Mitarbeiter sich dagegen wehren können.
Was also tun? Erstens können sich LGBT-Mitarbeiter - oder andere Arbeitnehmer, denen Vielfalt wichtig ist - umhören. Über persönliche Kontakte zum Beispiel, vielleicht über Karriere-Netzwerke und Bewertungsplattformen im Netz. „Das klappt aber eher bei kleinen Unternehmen“, sagt Cameron. Große Firmen haben zwar mehr Mitarbeiter zum Befragen, deren Antworten haben aber möglicherweise eher geringen Wert. Denn je größer das Unternehmen, desto größer die Unterschiede in Sachen Wertschätzung von Abteilung zu Abteilung, so Cameron.