Öl auf Ghanas Mühlen

In dem afrikanischen Land fördern Gladbacher ein Ölmühlen-Projekt. Dabei entstehen rund 50 Arbeitsplätze.

Mönchengladbach. Der Chief nimmt seine Gäste mit in seinen Schuppen, wo er die Säcke mit den Kakaobohnen lagert. „Hier steht der Generator“, sagt Nana Osei Bonsu und hebt die Decken, die ihn schützen sollen. Das Gerät hat nicht nur den langen Weg von Mönchengladbach bis zu Ghanas Hauptstadt Accra, sondern auch den Transport über eine mehr als 200 Kilometer lange unwegsame Strecke bis hierhin schadlos überstanden. Wir sind in Koforidua, einem Dorf mit rund 2000 Einwohnern. Die Straße, die hier durchführt, ist eine der Hauptverkehrsadern des Landes und verbindet den Süden Ghanas mit dem Norden.

Nana Osei Bonsu ist der traditionelle Chef des Dorfes und gleichzeitig Kakaohersteller. Die vierköpfige Reisegruppe aus Mönchengladbach kann sich vor Ort davon überzeugen: Die anfänglich vage Idee, eine kleine Fabrik zur Herstellung von Palm- und Palmkernöl zu bauen, konnte mit der Unterstützung vieler Helfer in die Tat umgesetzt werden. Den Anstoß gaben die Projekt-Partner aus Offinso bei ihrem Besuch in Mönchengladbach, bei dem sie auch die Öko-Rapsmühle des Volksvereins besichtigten: „Eine ähnliche Mühle könnten wir in Koforidua gebrauchen“, so die Reaktion der ghanaischen Gäste.

Die traditionelle Gewinnung der Öle ist sehr zeitaufwendig und mühsam. Meist sind es die Frauen, die mit einem Mörser die Palmnüsse und ihre Kerne zerstampfen. Nicht alle Früchte können so genutzt werden. Auch fehlt den Frauen so die Zeit, um durch andere Arbeiten Geld für ihre Familie zu verdienen.

In Gladbach gingen die Mitglieder des Partnerschaftskomitees das Projekt an: „Die Arbeitslosigkeit ist eines der großen Probleme in Ghana“, sagt Bernd Bader, Vorsitzender des Eine-Welt-Forums. In der Umgebung von Koforidua gebe es viele Palmölfarmer: „Menschen kommen aus entfernteren Dörfern hierher, um Öl zu erwerben. Es ist zu erwarten, dass sich das kaltgepresste Palmkernöl besonders gut verkaufen lässt“, sagt Bernd Bader.

50 bis 60 Arbeitsplätze könnten durch die kleine Fabrik geschaffen werden. Argumente, die die Mönchengladbacher Rotarier überzeugten. 2009 spendeten sie über 9000 Euro für eine Palmkernölpresse. Die Firma Monforts gab einen Preisnachlass von 20 Prozent. Weitere 5000 Euro kamen von den Rotariern für einen Generator. 19 544 Euro bezahlte das Land NRW für das Fabrikgebäude und weitere Maschinen. „Die noch bestehende Finanzierungslücke von rund 5000 Euro hoffen wir, durch Spenden schließen zu können“, sagt Bernd Bader.

In Mönchengladbach hat das Ölmühlen-Projekt noch weitere Kreise gezogen. Die elfte Klasse des Franz-Meyers-Gymnasiums hat ein Entsorgungskonzept entworfen und dafür auf der jüngsten Computermesse Cebit den ersten Preis und beim Klassenwettbewerb des Bundespräsidenten den vierten Preis gewonnen. Geld für die Umsetzung haben die Schüler ebenfalls gesammelt.

Die Baumaßnahmen für die Ölmühle haben mittlerweile begonnen und sollen bald abgeschlossen sein. Auch die Verwaltung ist vertraglich geregelt: „Bereits über 88 Palmöl-Farmer haben sich zu einer Genossenschaft zusammengeschlossen“, erzählt uns der Dorfchief, der das Projekt organisiert.

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