Armut in Mönchengladbach Grundsicherung: Immer mehr Rentner betroffen

Mönchengladbach · Die Zahl der Rentner, die auf Sozialhilfe angewiesen sind, ist auf einen neuen Spitzenwert gestiegen. Die Stadt rechnet mit 7,5 Millionen Euro Mehrkosten – auch durch die Corona-Pandemie und den Krieg in der Ukraine.

 Viele Bedürftige in Mönchengladbach brauchen im Alter die Hilfe der Grundsicherung.

Viele Bedürftige in Mönchengladbach brauchen im Alter die Hilfe der Grundsicherung.

Foto: dpa/Marijan Murat

(angr) Wer im Alter nicht genug Rente zum Leben bekommt, dem zahlt die Stadt eine Grundsicherung. Durch die Corona-Pandemie und den russischen Krieg in der Ukraine sind wesentlich mehr Gladbacher auf Mittel aus der Grundsicherung angewiesen als bisher. Die Stadt kalkuliert für dieses Jahr mit 7,5 Millionen Euro zusätzlich, die sie für die Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung an bedürftige Bürger zu zahlen hat. Ursprünglich waren rund 40 Millionen Euro im Haushalt dafür veranschlagt. Demnach werden nun fast 19 Prozent mehr Mittel für die Grundsicherung von Senioren benötigt als zunächst angenommen. Der Stadtrat soll die überplanmäßigen Mittel in seiner Sitzung am Mittwoch bereitstellen. Die Zustimmung ist Formsache, denn die Kosten werden in voller Höhe vom Bund refinanziert.

In Mönchengladbach sind immer mehr Menschen auf Leistungen aus der Grundsicherung angewiesen. Wie das Statistische Landesamt it.NRW ermittelt hat, bekamen im Jahr 2021 6120 Gladbacher Grundsicherung. Das war ein Zuwachs um 2,3 Prozent im Vergleich zu 2019. Zum Vergleich: In Krefeld lag die Zahl der Grundsicherungs-Empfänger im Jahr 2021 bei 4495. Dabei stieg in Mönchengladbach vor allem die Zahl der Hilfeempfänger, die die Altersgrenze erreicht haben. Die Zahl der Senioren, die auf Grundsicherung angewiesen sind, stieg 2021 um 3,1 Prozent auf 3485. 2635 weitere Gladbacher hatten Anspruch auf Grundsicherung bei Erwerbsminderung.

Auch wenn es für die Stadtkasse demnach ein durchlaufender Posten ist (das Geld erwartet die Stadt voraussichtlich im Februar 2023), muss die Stadt die Mittel erst einmal vorstrecken. Rund 2,5 Millionen Euro davon sind als einmaliger Mehrbedarf auf die Corona-Pandemie zurückzuführen. Das kommt einerseits daher, dass Menschen, die im Mai 2021 Grundsicherung bezogen, eine Einmal-Zahlung in Höhe von 150 Euro bekommen. Und zum anderen sind in der Pandemie viele kleinere Jobs weggefallen, vor allem in der Gastronomie. Das führte dazu, dass mehr Gladbacher Senioren auf Grundsicherung im Alter angewiesen sind.

Weitere knapp 1,8 Millionen Euro an Mehrbedarf führt das Rathaus auf den Krieg in der Ukraine zurück. In Deutschland lebende Russen können den Angaben der Stadt zufolge ihre russischen Rentenansprüche nicht mehr realisieren: „Somit können diese Ansprüche nicht mehr auf die Hilfezahlungen angerechnet werden.“ Die Folge: Die Stadt springt ein. Zudem werden ab dem 1. Juni geflüchtete Ukrainer mit Anspruch auf Grundsicherung ebenfalls von der Stadt bezahlt, das erhöht wiederum die Fallzahl.

Aber noch ein anderer Posten schlägt sich in der Rechnung nieder: Die stark gestiegenen Energiekosten wirken sich auf die Heizkosten aus, die die Stadt ebenfalls übernehmen muss. 

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