Gruseloper feiert umjubelte Premiere

Mönchengladbach. War das Realität? Oder hat man sich das alles nur eingebildet? Das ist die Frage, die sich der Zuschauer der Gruseloper "Der Untergang des Hauses Usher" nach der Premiere am Samstagabend im TiN stellt.

90 Minuten lang hatte ihn die Geschichte von Edgar Allan Poe in Bann gezogen und lange verursachte die Musik von Philip Glass beklemmendes Herzklopfen.

Christian Tombeil inszeniert sie als fesselndes Verwirrspiel. Ist Roderick Usher (Heiko Börner als Gast) wirklich so krank, dass er Freund William (Michael Kupfer) um Hilfe bitten muss? Oder will er ihn nur in sein Haus locken, um ihn in den Wahnsinn zu treiben? Stirbt Rodericks Schwester Madelaine (Isalbell Razawi) wirklich, oder ist es das inszenierte Spiel eines Geschwisterpaares, das mehr verbindet, als es die nahe Blutsverwandtschaft erlauben würde? Warum stirbt das Geschlecht der Usher aus? Was fühlt William für Madelaine, was für Roderick, dass er sich so unheilvoll an den grauenvollen Ort fesseln lässt. Geht das Haus Usher unter, oder triumphieren die Geschwister über den Gast? Oder ist der Arzt (Markus Heinrich) der Drahtzieher allen Übels? Fragen, auf die es keine Antwort gibt, die einen 90 Minuten lang fesseln.

Tombeil kann auf schauspielerisch ausgezeichnete Sänger setzen und sie geschickt durch den Bühnenraum führen. Andreas Jander hat ihn mit surrealistisch im Nichts endenden Treppen gestaltet, die in der Art eines M.C. Escher die Unentrinnbarkeit des Geschehens verdeutlichen. Ein Haus, dass so morbide ist, dass die Nebel durch alle Ritzen kriechen und durch die Räume wabern. Die Kostüme von Gabriele Wasmuth stimmig - der Diener (Christoph Erpenbeck) erscheint einem wie ein Gespenst. In den Zwischenspielen zeigen Tänzer (Silvia Behnke und Antal Dobsa) das Seelenleben des Geschwisterpaares.

Das alles wird ein schlüssiges Gesamtkonzept, das gut zur Musik von Philip Glass passt. Der zeitgenössische Amerikaner, dessen Filmmusiken mehrfach ausgezeichnet wurden, hat eine Musik geschrieben, die unmittelbar die Gefühlsebene der Zuhörer erreicht, obwohl sie sich moderner Mittel bedient. Faszinierend, wie sie scheinbare Gegensätze vereint: Sie wiederholt sich ständig - und ist dabei nie langweilig. Meisterhaft transportiert sie das Grauen. Das Publikum ist begeistert.

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