Aus dem Schulausschuss St. Tönis: Wer beendet das traurige Kapitel Straßenbahn auf dem Schulhof?

St. Tönis · Vom einstigen Vorzeigeobjekt am Michael-Ende-Gymnasium sind nur noch die Gleise übrig. Zu oft hatten sich Vandalen an der zum Schülercafé umfunktionierten Bahn zu schaffen gemacht. Es fehlt ein Schlussstrich.

 Wo einst die Straßenbahn stand, sind nur die Schienen und ein Bauzaun als Absperrung übrig geblieben.

Wo einst die Straßenbahn stand, sind nur die Schienen und ein Bauzaun als Absperrung übrig geblieben.

Foto: Reimann, Friedhelm (rei)

Im Sommer 2012 war sie Stadtgespräch. Die Straßenbahn mit der Nummer 819. Als Linie 41 nahm sie in ihren aktiven SWK-Jahren regelmäßig Fahrgäste am Wilhelmplatz  in St. Tönis auf, brachte sie nach Krefeld und zurück. Dann aber sollte die alte Dame ihren Dienst quittieren.

Paul Birnbrich, Leiter des Michael-Ende-Gymnasiums, Eltern und Förderverein bekamen damals mit, dass die Bahn ausrangiert werden sollte. Sie hatten eine Vision und keine Angst vor bürokratischen Hürden. Sie wollten die Bahn ans Schulzentrum holen, ihr auf dem Hof ein Gleisbett schaffen, die Straßenbahn dort platzieren und sie der Oberstufe als eigenes Café zur Verfügung stellen.

Sie nahmen alle Antragshürden. Ein nächtlicher Schwerlasttransport der Bahn zur Schule wurde gestemmt. Der Coup gefeiert. Denn irgendwann stand die 30 Tonnen schwere Straßenbahn tatsächlich da. Gleich links, wenn man vom Parkplatz aus aufs Schulgelände Richtung Forum Corneliusfeld läuft. Was für eine coole Visitenkarte. Zumal Schüler die rot-weiße Bahn  mit Motiven von Michael-Ende-Büchern aufgepeppt hatten. Das war 2012.

Oberstufenschüler richteten sich ein, verbrachten Freistunden in der Bahn. Doch die Freude währte nicht lang. Immer wieder, so erzählte Paul Birnbrich im vergangenen Schulausschuss, wurde die Straßenbahn beschädigt. Demoliert, beschmiert. Nachts. Am Wochenende. Wenn sich – bis auf die Randalierer –  niemand auf dem Gelände aufhielt.

„Ich bin sicher 40 Mal am Wochenende von der Polizei deswegen angerufen worden“,  so  Birnbrich. Zunächst wurden die Schäden immer wieder behoben. So schnell wollte die Schule nicht vor den Zerstörern einknicken. Eingeschlagene Scheiben, eingetretene Türen wurden von Mitarbeitern der Stadtwerke Krefeld wieder ersetzt. „Aber irgendwann gab es auch keine Ersatzteile mehr“, sagt Birnbrich. Der Frust, das außergewöhnliche und mit vielen Kräften gestemmte Prestigeprojekt aufgeben und letztlich die Straßenbahn doch verschrotten lassen zu müssen, steckt tief. Man wurde der Zerstörungswut Einzelner nicht Herr.

2017 wurde das Oberstufencafé ausgeräumt, die Straßenbahn zerlegt und verschrottet. Seitdem steht auf dem Schulhof ein Bauzaun um die verlegten Gleise ohne Bahn. Keine Visitenkarte mehr.

Das Michael-Ende-Gymnasium will nun am liebsten Gras über die Sache wachsen, den Unterbau beseitigen und die verlegten Schienen mit Erde überdecken lassen. Sie erhofft sich, so die Aussage im Fachausschuss, dabei Hilfe von der Stadt, die Schulträger ist. Das Amt für Immobilien und Gebäudemanagement sieht sich allerdings nicht in der Pflicht, weil doch schließlich der Förderverein sich damals per Vertrag verpflichtet habe, dafür einzustehen, sollte die Bahn einmal abgebaut werden müssen.

Wer holt nun die Kuh vom Eis, damit unter das traurige Kapitel „Straßenbahn“, das zunächst für so viel positives Aufsehen gesorgt hatte, ein Schlussstrich gezogen und der unansehnliche Bereich des Schulhofes wieder nutzbar gemacht werden kann? Den Elan von 2012 hat die Schule erkennbar nicht mehr. Freiwillig hat sie schließlich das Bahnprojekt auch nicht begraben. Aber irgendwie muss das erledigt werden. Wer bewegt sich?

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