Schiefbahn: Ausstellung zeigt Landschaft und Sehnsucht

St. Bernhard-Schüler malten Bilder und stellen sie im Hubertus-Stift aus.

Schiefbahn. Von pastos bis lasierend, von getupft bis flächig, von Pastell bis kräftig bunt - alles bekommen die Senioren in der Kunstausstellung der St. Bernhard Schüler zu sehen, nur keine Schwarz-Weiß-Malerei. Das Altenheim Hubertusstift gleicht am Mittwochmorgen einer kleinen Pariser Kunstgalerie. An den Wänden werden die Exponate der Zwölftklässler eindrucksvoll präsentiert.

Was auf den Keilrahmen so unbeschwert und leicht aussieht, ist das Ergebnis monatelanger Arbeit. Im Rahmen ihres Kunst-Unterrichtes sollten die Jugendlichen eine Landschaft auswählen, die sie mit Sehnsucht erfüllt und diese mit Acrylfarben auf einem Keilrahmen nachempfinden.

Ganz nach dem Vorbild von Caspar David Friedrich, den sie im kunsttheoretischen Teil des Unterrichts im Moment besprechen, haben sie sich an die Arbeit gemacht. Die Zwölftklässler gehen schon als echte Acryl-Profis ans Werk: "Wir fangen in der neunten Klasse an, die Schüler mit den Farben vertraut zu machen", erklärt Kunstlehrerin Beate Wangelin. "Von da an wagen wir uns stückweise an größere Formate heran." Trotzdem seien 90 x 70 Zentimeter noch eine große Herausforderung.

"Die Schüler waren zunächst erstaunt über die Idee, die Ergebnisse im Altenheim zu präsentieren. Aber der Vorschlag hat schnell Anklang gefunden", sagt Wangelin. Beim Begegnungsgespräch zwischen Senioren und Schülern werden einzelne Bilder genauer besprochen: Wilhelm Otto ist begeistert vom Bild, das Franziska Rduch gemalt hat. Es zeigt sie selbst mit Blick aus dem Schulfenster auf den Hof. "Da steckt viel Hoffnung und Sehnsucht drin", stellt der Rentner fest. Otto, der auch die Artikel für die Heimzeitung schreibt, will in den nächsten Wochen einen Text zu dem Bild verfassen.

Besonders ins Auge fällt auch die Landschaft, für die sich Janina Flender entschieden hat: Ein Mädchen steht am Ende einer Startbahn und schaut einem Flugzeug hinterher, das auf den Sonnenuntergang zusteuert. "Es zeigt die Sehnsucht nach Abenteuern", erklärt die Schülerin.

Das Spektrum der Motive ist breit: Da finden sich neben dem Blick aus dem Fenster des eigenen Zimmers auch Urlaubserinnerungen, Bergwanderungen, ein Kinobesuch und viele stille Momente. Im Laufe des Begegnungsgesprächs kommen auch Fragen rund ums Leben im Altenheim nicht zu kurz - ein richtiger Generationen-Dialog.

Wenn Heinz Justenhoven die künstlerische Vielfalt sieht, bekommt er fast noch einmal Lust, selbst den Pinsel zu schwingen. "Als ich zum Rentner gemacht wurde", erzählt der ehemalige Fahrlehrer den Jugendlichen, "habe ich Aquarell- und Ölbilder gemalt". Zum Thema des Kunst-Grundkurses hätte er auch schon eine passende Idee gehabt: Alte Segelschiffe auf dem Meer würde er dann zeichnen.

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