Willich Brieftaubenzucht: Interesse an dem Hobby ist rückläufig

Willich. · Die besten der noch 28 Züchter in Willich wurden ausgezeichnet.

 Thomas Stutz war 2018 das erfolgreichste Mitglied der Willicher Brieftaubenzüchter. 

Thomas Stutz war 2018 das erfolgreichste Mitglied der Willicher Brieftaubenzüchter. 

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Thomas Stutz war 2018 das erfolgreichste Mitglied der Gemeinschaft der Willicher Brieftaubenzüchter. Mit 57 Jahren ist er auch einer der jüngsten Taubenzüchter. Zum ersten Mal verzichteten die 28 Mitglieder aus sechs Vereinen auf eine Schönheitsschau, wie es sie noch im vergangenen Jahr in der Schiefbahner Kulturhalle gegeben hatte. Der Aufwand lohnt sich nicht mehr.

Die Züchter freut es, dass ihr Hobby zum immateriellen Weltkulturerbe gehören soll. Aber Sorgen überwiegen: Als jung gilt man in Züchterkreisen, wenn man noch nicht in Rente ist. Kraft koste die Auseinandersetzung mit Vorwürfen, das Halten von Brieftauben sei Tierquälerei.

Die Auszeichnung der besten Züchter fand im kleinen Rahmen in der Gaststätte Schiffer statt. Kein Showprogramm mehr, keine Schau der schönsten Tiere. Bei den Stadtmeisterschaften siegte Thomas Stutz, gefolgt von Winfried Faßbender, Julius Schmitz, Thomas Laurs und Edgar Kunst auf den Plätzen zwei bis fünf.

Die beste jährige Taube gehört Thomas Stutz. Er wurde außerdem Weibchen-, Jungtier- und Generalmeister. Da überrascht es wenig, dass Stutz vom Verein „Alter Stamm Schiefbahn“ auch die Hans-Ziemes-Gedächtnisplakette errang.

Das Interesse an der Taubenzucht ist stark zurückgegangen ist: Vor 40 Jahren gab es im Stadtgebiet  140 Züchter. Aktuell sind es besagte 28.

„Das zurückliegende Reisejahr war sehr positiv, aufgrund des Jahrhundert-Sommers hatten wir kaum Verluste zu beklagen“, freute sich Winfried Faßbender. Die Tiere mit dem sensationellen Orientierungssinn legten bis zu 620 Kilometer zurück – so weit ist es vom Auflassort Ried in Österreich an der deutschen Grenze bis nach Willich.

„Brieftauben sind hochintelligente Lebewesen“

Was die Züchter beunruhigt: Nachbarn hätten nicht immer Verständnis für eine Freizeitbeschäftigung, die sie als „das schönste Hobby der Welt“ bezeichnen. Edgar Kunst (67), der den Vorsitzenden Walter Höfges in dessen Amt aus Altersgründen ablösen soll, hat sich mit der Kritik an der Taubenzucht intensiv auseinandergesetzt:  „Brieftauben sind hochintelligente Lebewesen, die es verdient haben, fair behandelt zu werden.“ Sie könnten weder an Vogelgrippe erkranken, noch den Erreger verbreiten. Die Tiere seien „Flugkünstler, die besser versorgt werden als Hund oder Katze und nur in kerngesundem Zustand an Distanzflügen teilnehmen“. Edgar Kunst betont, dass Brieftauben unter tierärztlicher Aufsicht gehalten werden  und an einem Ring am rechten Bein zu erkennen  sind. „Brieftauben sind wegen der seit Jahrzehnten übermäßig geschützten Raubvögel wie Habicht, Wanderfalke, Sperber und anderen in ihrem Bestand stark gefährdet.“ Diese Raubvögel setzten auch Rebhühnern, Auerhähnen, dem Goldregenpfeifer und vielen anderen tierischen Feld-, Wiesen- und Waldbewohnern zu.

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