Viersen: Viel bunte Kreide auf grauem Grund

Rund 120 junge Pflastermaler verzierten am Freitag den Vorplatz des Stadthauses.

Viersen. Sie kauern auf ihren Knien. Sie putzen mit dem Handfeger Staub weg. Sie malen, wischen, überlegen und legen den Zollstock an. Sie rutschen auf Decken, aber auch auf Skateboards, schauen sich die Entwürfe an oder holen sich Tipps vom Profi-Straßenmaler Edgar Müller aus Bad Ems. Und die rund 120 Schüler aus acht Schulen im Kreis Viersen sind selbst wohl am meisten überrascht, wie viel kreatives Potenzial in ihnen steckt.

Bei strahlendem Sonnenschein verzierten sie am Freitag den Vorplatz des Stadthauses und machten ihn zu einer ausdrucksstarken bunten Fläche. Um die 40 Bilder sind es. Die Pflaster-Bemalung ist Teil der bistumsweiten Aktion "Gottes-Wort am Menschen-Ort" (die WZ berichtete). Diese wird offiziell erst am Sonntag in Aachen von Bischof Heinrich Mussinghoff eröffnet. Doch in der Region Kempen-Viersen wollte man eigene Akzente setzen - und fing etwas früher an.

Regionaldekan Alexander Schweikert: " Ich bin sehr bewegt, was die Schulen hier vorbereitet haben." Und auch Edgar Müller ist von dem Projekt begeistert. "Die Jugendlichen erleben hier, wie ganz direkt und konkret über ihr Werk geurteilt wird." Nach Müllers Ansicht ist direkte Resonanz ein ganz besonderes Erlebnis bei der Straßenmalerei. Gut finde er auch, dass alle Motive selbst ausgesucht wurden.

Die 15-jährige Vanessa von der Johannes-Kepler-Realschule hat ihr Werk gerade zusammen mit der 17-jährigen Jennifer und der 16-jährigen Ina vollendet. Das Bild zeigt ein junges Mädchen, das nach dem Licht greift. Eine Friedenstaube im aufgeschnittenen Apfel haben Katrin (15), Annika (18) und Lana (15) aufs Pflaster gebracht. Kinder der Notburga-Schule im Rahser haben ein christliches Motiv gewählt: Jesus am Kreuz.

Für die Arbeiten der jungen Künstler ist das Pflaster vor dem Stadthaus in Rechtecke eingeteilt. Zahlreiche Teilnehmer arbeiten zum ersten Mal mit Kreide. Die einen mit Handschuhen, die anderen ohne. Nackte Füße, Flaschen mit Wasser zum Durstlöschen und die Kommentare der zahlreichen Zuschauer prägen die ungewöhnliche Szene mitten in der Stadt - und auch der Postbote gehört dazu, der mit seinem Handwagen durch die Bilderlandschaft spurtet.

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