Niederkrüchten: Golf auch nach dem Abzug

Der Platz der Briten in Niederkrüchten soll auf lange Sicht erhalten bleiben.

Niederkrüchten. Der Golfplatz auf dem Gelände der britischen Streitkräfte in Niederkrüchten-Elmpt hat immer schon große Anziehungskraft ausgeübt, weil er als einer der schönsten in Europa gilt. Auf ihm spielen allerdings durften in den Anfangsjahren nach seinem Bau 1954 nur Auserwählte: Der West Rhine Golf Club war ein Club der Militärs, der zu Anfang nur wenig zivile Mitglieder aufnahm. Es gab Wartelisten für die begehrten Plätze in dem Klub.

Auf eine solche ließ sich 2002 auch der Schwalmtaler Albert Kirchhofer setzen - und er kam rein. In der Zeit danach fingen die ersten zivilen Mitglieder an, darüber nachzudenken, was denn mit dem idyllisch gelegenen Platz passieren soll, wenn die Briten Elmpt verlassen und das gesamte Areal an die Bundesanstalt für Immobilien zurückgeben.

Schnell war ihnen klar: Dieser Platz muss erhalten bleiben. 2006 gründeten sie den Europäischen Golfclub Elmpter Wald, kurz EGCEW, dessen Geschäftsführer Kirchhofer heute ist. Deutsche, Niederländer, Italiener, Belgier, aber auch Briten waren vertreten.

Die Haltung der Militärs wandelte sich relativ schnell von anfänglicher Skepsis zu der Erkenntnis, dass mit dieser Konstellation alle nur gewinnen können. Denn der Militär-Club verliert Mitglieder. Immer mehr Soldaten werden nach Großbritannien zurückversetzt. Irgendwann, noch deutlich vor dem endgültigen Abzug, würde der Tag kommen, an dem es nicht mehr möglich wäre, die Anlage finanziell zu unterhalten.

Seit Juni 2010 hat der EGCEW ein hochoffizielles und vertraglich besiegeltes Nutzungsrecht bis zum Tag des Abzugs der Briten. Dafür beteiligt er sich an den Kosten, zahlt auch der Bundesanstalt ein jährliches Nutzungs-Entgelt.

Dass das so funktioniert hat, da ist der Präsident des EGCEW, Helmut Küster aus Niederkrüchten, sicher, verdanken die europäischen Golfer vor allem Edwin Wright, dem Schatzmeister des Klubs. Er ist Brite und Zivilist und konnte in den Verhandlungen vermitteln. "Ohne ihn wären wir so weit nicht gekommen", sagt Küster.

Jetzt steht der nächste Schritt an. Der EGCEW wirbt um neue Mitglieder. Denn schon in zwei oder drei Jahren soll er die Hauptverantwortung auf der Anlage tragen. Das endgültige Ziel ist, den Platz nach dem Abzug der Briten selbst zu übernehmen und auf Dauer zu erhalten.

Golf soll hier ein Volkssport sein - wie in England auch. Da spielen ganze Familien, Kinder wachsen schon damit auf. Deshalb gibt es auch auf vielen Militärbasen Golfplätze. "Das gehört für die Engländer zur Infrastruktur", sagt Kirchhofer. Diese Selbstverständlichkeit will man sich zu eigen machen.

Küster hofft darauf, eine Zusammenarbeit mit Schulen realisieren zu können - in Form von Golf-Arbeitsgemeinschaften. Auch die Natur ist für die Golfer wichtig. "Dieser Platz liegt so eingebettet in Wälder, je nachdem, auf welcher Bahn man ist, hört man kein Zivilisationsgeräusch", schwärmt Küster.

Er möchte, dass auf Dauer der Naturschutzbund die ökologische Betreuung der Anlage übernimmt. Und den europäischen Gedanken wollen die Mitglieder fördern - was sie schon in ihrer Namensgebung ausgedrückt haben.

Wer Mitglied im Club werden will, bindet sich für ein Jahr - nicht wie früher in elitären Clubs für das ganze Leben. "Das ist nicht mehr zeitgemäß", sagt Kirchhofer. Denn gerade die jungen Leute, die man gewinnen wolle, wüssten oft nicht, wo der Beruf sie noch hinbringe.

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