Mehrere Triebwagen zerstört: Verspätungen beim RE10

Zugunglück: Ein Güterzug ist am Samstagmorgen auf einen stehenden Zug der Nordwestbahn geprallt. Pendler müssen Verspätungen in Kauf nehmen.

Niederrhein. Der Anblick der Unfallstelle lässt zunächst weitaus Schlimmeres vermuten: Fast scheint es wie ein Wunder, dass bei einem Zugunglück am frühen Samstagmorgen lediglich eine Person leicht verletzt wurde.

Es geschah um kurz nach 5 Uhr, als ein Güterzug-im Schienenfachjargon "Arbeitszug" genannt-mit 19 Waggons vermutlich wegen eines falsch gesetzten Einfahrtsignals mit der 90 Tonnen schweren Diesellok voran auf einen am Bahnhof Geldern abgestellten Zug der Nordwestbahn prallte. "Wir gehen nach wie vor davon aus, dass ein falsch gestelltes Signal die Unglücksursache war", erklärte Richard De Jong von der Bundespolizei in Kleve am Sonntagnachmittag. Die Ermittlungen dauerten jedoch noch an.

Zwar betrug die Geschwindigkeit, mit der der Güterzug unterwegs war, kaum 40 Stundenkilometer. Doch die Wucht des Aufpralls hat die Personen-Triebwagen komplett aufgerissen. Hätten sich Menschen in den Waggons befunden-ihre Überlebenschance wäre gleich Null gewesen. Ein Rangierhelfer des Arbeitszuges sah den Unfall offenbar rechtzeitig kommen, er konnte sich mit einem Sprung in Sicherheit bringen. Im Krankenhaus wurde eine Schulterprellung diagnostiziert. Der Zugführer des Unglückszuges blieb unverletzt. Zur Unglücksursache wollte sich die Bahn am Sonntag nicht äußern. "Tatsächlich werden Signale von den Fahrdienstleitern in den Leitstellen vor Ort gestellt", so Bahnsprecher Udo Kampschulte.

Zur Zeit erfolgen Gleisbauarbeiten auf der Strecke zwischen Geldern und Kevelaer, so dass ein Schienenersatzverkehr von Kleve nach Geldern eingerichtet worden war. Ab Geldern sollte der Zug der Nordwestbahn planmäßig in Richtung Krefeld abfahren. Die Nordwestbahn, die auf der Strecke Kleve-Düsseldorf schon häufiger in tödliche Unfälle verwickelt und jüngst wegen mangelnden Platzangebots und Lärmbelastung in Kempen in die Kritik des Fahrgastverbands Pro Bahn geraten war, trifft dieser Unfall zu einer denkbar ungünstigen Zeit.

"Das Platzangebot wird sich wegen der nun fortfallenden Zugeinheiten auf dem gesamten Streckennetz verschlechtern, weil wir einfach nicht die Kapazitäten zur Verfügung haben", bedauerte Nordwestbahn-Sprecherin Katrin Hofmann. Derzeit erstelle das Unternehmen ein Ersatzkonzept, das den Einsatz von Bussen zwischen Kleve und Kempen vorsieht. "Dennoch müssen Pendler zwischen Kleve und Düsseldorf eine halbe Stunde Fahrzeit mehr pro Strecke in Kauf nehmen."

Wie lange die Strecke nun gesperrt bleiben wird, war am Sonntagabend noch nicht abzusehen. Bundespolizei-Sprecher De Jong: "Neben den drei Waggons ist das Gleisbett erheblich in Mitleidenschaft gezogen worden." Die Bergungsarbeiten waren am Abend noch nicht abgeschlossen. Die Nordwestbahn hält für Reisende Informationen auf ihrer Homepage bereit.

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