WZ-Serie zur Landwirtschaft So läuft die bäuerliche Ausbildung

Kempen/Willich · Christian Deselaers im WZ-Gespräch: Er ist Ausbildungsberater in der Region.

 Der Ausbildungsberater der Landwirtschaftskammer, Christian Deselaers, im Gespräch mit Barbara Leesemann.

Der Ausbildungsberater der Landwirtschaftskammer, Christian Deselaers, im Gespräch mit Barbara Leesemann.

Foto: Reimann, Friedhelm (rei)

Ab dem 1. August gibt es für Auszubildende in der Landwirtschaft 20 Euro mehr Gehalt im Monat. Das sind 690 Euro im ersten, 740 im zweiten und 790 im dritten Ausbildungsjahr. Das hören die jungen Leute, die in dem sogenannten grünen Beruf tätig sein wollen, sicherlich gerne. Christian Deselaers ist seit September 2018 für die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen als Ausbildungsberater für die Berufe Landwirt und Fachkraft Agrarservice im Regierungsbezirk Düsseldorf unterwegs. Mit der WZ sprach er über seine Arbeit und die Anforderungen an die Auszubildenden.

„Landwirtschaft ist ein vielseitiger Beruf“, weiß Deselaers auch aus eigener Erfahrung. In jungen Jahren hat er selber die Berufsausbildung zum Landwirt absolviert, dann sein Fachabitur gemacht, Agrarwirtschaft in Soest studiert und schließlich fünf Jahre in einem Unternehmen für Melktechnik gearbeitet. Im Regierungsbezirk gibt es zirka 250 landwirtschaftliche Betriebe, die ausbilden. Demgegenüber stehen 230 Azubis. Für den Unterricht gibt es drei Schulstandorte: Willich, Kleve und Wesel. Wie viele junge Menschen im Kreis Viersen eine landwirtschaftliche Lehre absolvieren, kann Deselaers nur anhand der Zahlen aus Willich ablesen, da in der Regel die nächstliegende Schule besucht wird. Dort gibt es zwölf Schüler in der Unterstufe, 20 haben im März und April ihre Zwischenprüfung absolviert und 21 haben gerade ihre Abschlussprüfung vor der Brust.

Motivation und Interesse seien wichtige Voraussetzungen für die Laufbahn als Landwirt. Man sei viel draußen und in Ställen. Weshalb auch ein bis zwei Tage Probearbeiten in einem Betrieb Voraussetzung seien, ehe ein Ausbildungsvertrag unterzeichnet wird. Ebenso sollte ein Schulabschluss vorhanden sein. Ein Hauptschulabschluss oder die Mittlere Reife seien dabei am häufigsten, so Deselaers. Wer das Abitur oder schon eine Berufsausbildung hat, der könne auch die Ausbildungszeit auf zwei Jahre verkürzen. Denn oft stünde danach ein Studium an.

„Wichtig ist es, dass die jungen Menschen wissen, wo es hingehen soll“, sagt der 29-Jährige. Dafür nimmt er sich in der Beratung Zeit. Denn es wird in der Regel jedes Jahr der Betrieb gewechselt. Deselaers: „Die Mindestanforderung ist ein Jahr in einem viehhaltenden Betrieb, dabei stehen sechs Monate Reproduktion und sechs Monate Nutzung von Tieren wie beispielsweise Mast oder Aufzucht auf dem Ausbildungsplan. Zusätzlich kommen noch zwei Kulturen im Pflanzenbau dazu.“ Es empfehle sich aber, mehr zu machen. Vor der Prüfung kann der Azubi entscheiden, ob Kühe oder Schweine Gegenstand der Prüfung sind. Doch wenn man beispielsweise im ersten Jahr in Sachen Vieh unterwegs gewesen sei und danach nur noch im Ackerbau, dann könnte so einiges an Wissen aus dem ersten Jahr verloren gegangen sein. Nach der Berufsausbildung gibt es noch einige Weiterbildungsmöglichkeiten.

Etwa die Hälfte der Auszubildenden kommt laut Berater von landwirtschaftlichen Betrieben. Andere dagegen wollen in die Wirtschaft oder später als Berater arbeiten. In den vergangenen acht Jahren sei die Zahl der Auszubildenden mit leichten Schwankungen konstant geblieben – auch wenn sich die Anzahl der Betriebe verkleinert habe. In NRW befinden sich jährlich zwischen 1400 und 1600 junge Menschen in der Berufsausbildung zum Landwirt. Interessant seien die geringeren Anmeldezahlen für dieses Jahr. Bei einer Höfetour, bei der Herr Deselaers die Werbetrommel rührte, wurden schon mal die geburtenschwachen Jahrgänge für den Rückgang verantwortlich gemacht: „Eine 100-prozentige Aussage wird es wohl nicht geben.“

Sorgen um die Versorgung der Bevölkerung mit landwirtschaftlichen Produkten aus der Region macht sich Deselaers nicht. Es würden zwar Betriebe aufhören, aber die Flächen auch wieder an andere verpachtet, die sich vergrößern wollen: „Wir haben super Betriebe, die gut aufgestellt sind und sich auch auf bestimmte Bereiche spezialisiert haben.“

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