Grefrath Stimmung bei Unternehmen trübt sich ein

Grefrath. · Die IHK stellte ihre Wirtschaftsanalyse für den Standort Grefrath vor. Es gibt viele kritische Punkte, aber auch gute Werte bei der Kaufkraft.

 Das Gewerbegebiet Am Wasserwerk hat viele Firmen angezogen, ein neues Gewerbegebiet soll es nicht geben.

Das Gewerbegebiet Am Wasserwerk hat viele Firmen angezogen, ein neues Gewerbegebiet soll es nicht geben.

Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

Die Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein hat sich den Wirtschaftsstandort Grefrath genauer angesehen und die Ergebnisse nun vorgestellt. Rund 40 Unternehmer und Politiker waren dazu ins Panorama-Restaurant im Eisstadion gekommen.

Die Ergebnisse geben nun keinen Anlass zu großer Freude: Die Zahl der Beschäftigten ist in den vergangenen Jahren massiv gesunken, schilderte Dana Sülberg, Referentin für Wirtschaftspolitik bei der IHK. Im Vergleich mit ähnlich großen Kommunen zeigt sich, dass Grefrath bei Kaufkraft und Kassenkrediten relativ gute Werte aufweist. Die Steuereinnahmekraft, zum Beispiel über die Gewerbesteuer, ist aber relativ schwach.

Unternehmen schätzen die
Verkehrsanbindung in Grefrath

 Dana Sülberg, Referentin für Wirtschaftspolitik bei der IHK, analysierte den Wirtschaftsstandort Grefrath.

Dana Sülberg, Referentin für Wirtschaftspolitik bei der IHK, analysierte den Wirtschaftsstandort Grefrath.

Foto: Wolfgang Kaiser

Die Stimmung bei den Unternehmern ist etwas schlechter als in anderen Städten der Region. In einer Befragung der IHK hatten knapp 70 Betriebe Grefrath auf einer Vierer-Skala die Durchschnittsnote 2,3 gegeben. Das ist etwas schlechter als die Bewertungen der anderen Standorte in der Region. Aber es gebe einige Achtungserfolge, so IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. Die Unternehmen schätzen die Verkehrsanbindung. Auch die Bewertung von schnellem Internet und Mobilfunknetz sei auf einem akzeptablen Niveau. Schlechte Noten gibt es dagegen für die Einkaufsmöglichkeiten. Das Freizeitangebot wird gelobt.

Das Standort-Image wird kritisch gesehen. Das könne daran liegen, dass wichtige Unternehmen nicht mehr da seien, so Steinmetz. Kommunale Kosten und Leistungen werden ebenfalls kritisiert. Die Gemeinde habe den dritthöchsten Gewerbesteuerhebesatz aller kreisangehörigen Kommunen am Mittleren Niederrhein.

Nachdem die Ergebnisse der Analyse vorgestellt wurden, bot eine Diskussion mit Bürgermeister Manfred Lommetz, Klaus Weirich, Inhaber des Berufsbekleidungsherstellers Hugo Josten, und Helmut Pasch, Geschäftsführer der Girmes Vermarktungs- und Entwicklungs GmbH (GVE) Gelegenheit zum Austausch. Lommetz machte keinen Hehl daraus, dass er den Umfrageergebnissen kritisch gegenüberstand. Er sieht die Tendenz viel positiver. Für ein Nahversorgungszentrum sei Grefrath gut aufgestellt. Dass die Gemeinde ein Image-Problem habe, konnte er mit Blick auf die vielen Freizeitangebote nicht nachvollziehen. Pasch sieht Grefrath in einem Dornröschenschlaf. Es gebe zu wenig Gewerbeflächen, und es werde zu wenig für die Unternehmen getan. Beispielhaft nannte er die Busverbindungen, die zwar an den Schulen, aber nicht an den Bedürfnissen von Mitarbeitern orientiert seien.

Klaus Weirich stellte fest, dass sich die Wirtschaftsförderung in der Gemeinde verbessert habe. Für Pasch ist die Wirtschaftsförderung aber immer noch nicht nah genug an den Unternehmen. Er versuche alles, was möglich sei, auch möglich zu machen, versicherte Wirtschaftsförderer Jens Ernesti, der seit gut ein­einhalb Jahren diese Aufgabe bei der Gemeinde hat. Er appellierte an die Unternehmer: „Ich bin gerne bereit, mich einzusetzen, sprechen Sie mich bitte persönlich an.“

Der Forderung nach mehr Gewerbeflächen erteilte Bürgermeister Manfred Lommetz auf jeden Fall eine Absage. Zurzeit wird das Gewerbegebiet Wasserwerk erweitert. Danach müsse man zunächst die Brachflächen mit neuem Leben füllen.

Jürgen Steinmetz gab den Rat, dass die Gemeinde die Ergebnisse der Untersuchung und die Handlungsempfehlungen auswertet. Dazu gehört unter anderem, die Wirtschaftsförderung auszubauen, die Standortkosten im Blick zu haben und für einen guten Branchenmix im Ortskern zu sorgen.

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